Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat sich für die häusliche Palliativpflege entschieden. Carter will "seine verbleibende Zeit zu Hause mit seiner Familie" verbringen.
Das teilte das Carter Center am Samstag mit. Nach einer Reihe von kürzeren Spitalsaufenthalten habe sich der 98-jährige Carter dafür entschieden, "seine verbleibende Zeit zu Hause mit seiner Familie zu verbringen", anstatt weitere medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen.
"Er hat die volle Unterstützung seiner Familie und seines medizinischen Teams. Die Familie Carter bittet um Privatsphäre während dieser Zeit und ist dankbar für die Anteilnahme seiner vielen Bewunderer", so das Zentrum in einer Erklärung, die im Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete wurde.
Der 98-jährige Carter, der nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus länger lebte als jeder andere ehemalige Präsident in der Geschichte der USA, war ein Demokrat und amtierte von Jänner 1977 bis Jänner 1981 als 39. Präsident der USA. Sein Nachfolger wurde Ronald Reagan.
Die Präsidentschaft des aus dem Südstaat Georgia stammenden gelernten Erdnussfarmer und Nuklearingenieur begann zunächst hoffnungsvoll: Im September 1978 unterzeichneten der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin zwei Friedens-Rahmenabkommen - ein sensationeller Coup, den Carter in zähen Geheimverhandlungen in Camp David eingefädelt hatte. Ein weiterer Erfolg war der Vertrag zur Begrenzung strategischer Rüstung SALT II, den Carter und Sowjet-Führer Leonid Breschnew im Juni 1979 in Wien unterzeichneten.
Doch dann überschatteten die Islamische Revolution im Iran samt Geiseldrama von Teheran, der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan sowie Wirtschaftskrise und Dollar-Verfall seine Amtszeit. 444 Tage lang hielten iranische Studenten nach einem überfall auf die US-Botschaft 1979 in Teheran über 50 Amerikaner in ihrer Gewalt. Eine Befreiungsaktion der Militärs endete in einem Debakel.
1982 gründete Carter seine Nichtregierungsorganisation Carter Center, die sich unter anderem für friedliche Konfliktlösungen in aller Welt einsetzt. 2002 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
In den letzten Jahren litt Carter an mehreren gesundheitlichen Problemen, darunter Melanomen, die sich auf seine Leber und sein Gehirn ausbreiteten. Auf die medizinische Behandlung reagierte er gut. Er erklärte sich 2015 krebsfrei.
Carter und seine Frau Rosalynn, die er 1946 heiratete, haben vier Kinder.