Carabiniere verletzt

Wilde Schießerei bei Lettas Angelobung in Rom

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Mutmaßlicher Täter festgenommen - Zwei Polizisten und eine Passantin verletzt.

Vor dem Regierungssitz in Rom ist es Sonntagmittag zu einer Schießerei gekommen, während die Regierung Letta im Quirinal, dem Präsidialsitz, vereidigt wurde.

Einer der Carabinieri wurde von Schüssen am Hals getroffen, sein Zustand wurde als "besorgniserregend" beschrieben. Ein zweiter Carabiniere wurde am Bein verletzt.

Carabieneri vor Präsidentenpalast angeschossen

Der Platz vor dem Regierungssitz, in dem das Kabinett um Enrico Letta nach der Vereidigung zur ersten Ministerratsitzung zusammenkommen muss, wurde geräumt. Hunderte Menschen, darunter viele Touristen, die auf die neuen Minister warteten, mussten den Platz verlassen. Der mutmaßliche Schütze, der von den Sicherheitskräften festgenommen wurde, liege auf dem Boden, er dürfte verletzt sein, berichtete "Sky TG 24".

 Die Schießerei sorgte für dramatische Szenen auf der zentralen Piazza Colonna im Herzen der italienischen Hauptstadt, wo sich der Regierungssitz befindet. Auf dem Platz waren gegen 11.40 Uhr Hunderte Menschen. Nach der Vereidigung sollte um 13.00 Uhr im Regierungssitz die erste Ministersitzung stattfinden.

VIDEO TOP-GEKLICKT: Rom. Schüsse vor Regierungssitz

Schütze laut Bruder nicht geistig verwirrt
Der mutmaßliche Schütze, der am Sonntag gegen Mittag vor dem Regierungssitz in Rom zwei Carabinieri und eine Passantin verletzt haben soll, ist laut seinem Bruder nicht geistig verwirrt, wie die Polizei berichtet hatte. "Er ist nicht geistig verwirrt. Ich bin sprachlos, ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist", erklärte der Bruder im Gespräch mit dem TV-Sender "TG Com 24". Er entschuldigte sich bei den Verletzten.

Der Verdächtige, der arbeitslos ist, war nach der Trennung von seiner Frau aus dem Piemont zu seinen Eltern in das süditalienische Kalabrien zurückgekehrt. Nach Behördenangaben hat er mittlerweile ein Geständnis abgelegt. Der Amokläufer habe eigentlich auf die Politiker schießen wollen, da er jedoch nicht in deren unmittelbare Nähe kommen konnte, habe er das Feuer auf die Carabinieri eröffnet, so der ermittelnde Staatsanwalt Pierfilippo Laviani.

Laut den Behörden kam der Mann zu Fuß vom naheliegenden Platz Montecitorio auf die Piazza Colonna, wo sich der Regierungssitz befindet. Hier sei er von zwei Carabinieri aufgehalten worden, auf die er dann das Feuer geöffnet habe. Bei den Verletzten handelt es sich um einen 30-jährigen und einen 50-jährigen Mann. Die Tatwaffe wurde inzwischen gefunden. Der ganze Platz wurde abgeriegelt, um die Beweisaufnahme zu erleichtern.

Innenminister Alfano: Tat eines Einzelnen
Bei der Schießerei vor dem Regierungssitz in Rom handle es sich um die Tat eines Einzelnen. Das erklärte der neue italienische Innenminister Angelino Alfano am Sonntag. Der mutmaßliche Schütze sei am Samstag nach Rom gereist, um eine "aufsehenerregende Geste" zu setzen. Er habe in Rom in einem Hotel übernachtet. Sechs Pistolenschüsse habe er vor dem Regierungssitz abgefeuert. Danach habe er sich das Leben nehmen wollen, sei aber festgenommen worden, berichtete Alfano bei der ersten Ministerratssitzung des neuen Kabinetts unter der Führung des Sozialdemokraten Enrico Letta.

Der Innenminister besuchte die verletzten Carabinieri im Krankenhaus. Einer von ihnen sei am Hals getroffen worden. Sein Zustand sei zwar ernst, er schwebe jedoch nicht in Lebensgefahr, berichtete Alfano. Der zweite Carabiniere sei mit Beinverletzungen davon gekommen. Auch der Zustand der verletzten Frau sei nicht besorgniserregend.

Alfano betonte, es bestünde keine Sorge um die öffentliche Sicherheit in Italien. Allerdings seien die Kontrollen rund um institutionelle Einrichtungen verschärft worden.

Die Ex-Frau des Verdächtigen zeigte sich erschüttert. "Ich kann nicht begreifen, warum er das gemacht hat", sagte sie. Die Frau lebt seit drei Jahren vom mutmaßlichen Täter getrennt. Seit mehreren Monaten hatte sie zu ihm keinen Kontakt mehr.

Beppe Grillo verurteilt die Schießerei
Der Gründer der "Fünf Sterne"-Bewegung, Beppe Grillo, verurteilte die Schießerei. "Hoffentlich bleibt das ein Einzelfall. Unsere Bewegung ist nicht gewalttätig", so Grillo.

Neue Regierung vereidigt - Minister bestürzt
Die Schießerei überschattete auch die Vereidigungszeremonie im Quirinalspalast. Die neuen Minister, die nach der Angelobung von den Geschehnissen erfuhren, zeigten sich bestürzt. "Wir müssen erst begreifen, was passiert ist", sagte der neue Verteidigungsminister Mario Mauro.

Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hat am Sonntag die neue Regierung unter Ministerpräsident Enrico Letta vereidigt. Dem neuen Kabinett gehören 21 Minister an, darunter sieben Frauen, ein Rekord in der republikanischen Geschichte Italiens. Im Eiltempo stellte der 46-jährige Letta sein Regierung vor, das aus Politikern und aus Fachleuten besteht.

Die neue Regierung, die nach einem fast zweimonatigen Stillstand nach den Parlamentswahlen im Februar aus der Taufe gehoben wurde, besteht aus Lettas Demokratischer Partei, dem "Volk der Freiheit" um Ex-Premier Silvio Berlusconi und dem Zentrumsblock um den Ex-Regierungschef Mario Monti.

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Das sind die Minister von Enrico Letta:

Ministerpräsident: Enrico Letta

Innenminister und Vizepremier: Angelino Alfano

Wirtschaftsminister: Fabrizio Saccomanni

Verteidigungsminister: Mario Mauro

Industrieminister: Flavio Zanonato

Minister für institutionelle Reformen: Gaetano Quagliarello

Infrastrukturminister: Maurizio Lupi

Umweltminister: Andrea Orlando

Arbeitsminister: Enrico Giovannini

Kulturminister: Massimo Bray

Europaminister: Enzo Moavero Milanesi

Regionenminister: Graziano Del Rio

Minister für die Beziehungen zum Parlament: Dario Franceschini

Minister für die territoriale Kohäsion: Carlo Trigilia

Minister für die öffentliche Verwaltung: Giampiero D'Alia

 

Mit 7 Frauen hat das Kabinett Letta die bisher höchste Frauen-Quote eines italienischen Kabinetts:

Außenministerin: Emma Bonino

Justizministerin: Annamaria Cancellieri

Ministerin für die internationale Kooperation und Integration: Cecile Kyenge

Tourismus- , Frauen- und Sportministerin: Josefa Idem

Landwirtschaftsministerin: Nunzia Di Girolamo

Gesundheitsministerin: Beatrice Lorenzin

Bildungsministerin: Maria Chiara Carrozza

 

Letta setzt Rekordzahl an Ministerinnen ein
Nachdem in den vergangenen Jahren die Sexaffären um Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi Italiens politisches Leben und die Medien dominiert hatten, schlägt für die italienischen Frauen die Stunde der Revanche. Spontane Protestbewegungen gegen das von der Politik und dem Fernsehen übermittelte Frauenbild und Klagen wegen Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten zeitigen jetzt Resultate. Italiens neuer Regierungschef Enrico Letta hat eine Rekordzahl an Frauen in das neue Kabinett in Rom gehievt und ihnen eine Rosa-Quote von einem Drittel der Sitze anvertraut. Sieben Ministerinnen sitzen in der neuen Regierung in Rom, so viele wie noch nie in der republikanischen Geschichte des Landes.

Ehrgeizig, motiviert und vor allem hochkompetent: Die neuen italienischen Ministerinnen haben zum Teil Schlüsselpositionen im neuen Kabinett ergattert, das aus der sozialdemokratischen PD (Demokratische Partei) und der Partei um den für seinen Macho-Allüren bekannten Ex-Premier Silvio Berlusconi entstanden ist. Die 65-jährige Emma Bonino übernimmt das Außenministerium und wird all ihr diplomatisches Geschick brauchen, um Brüssel zu überzeugen, den Sparkurs aufzulockern unter dem Italien in eine tiefe Rezession gestürzt ist.

Die aus dem Piemont stammende Spitzenpolitikerin der Radikalen Partei hat internationale Erfahrung als EU-Kommissarin gesammelt und genießt Sympathien in Kreisen des rechten Politspektrums. Ihr Aufstieg zur Außenministerin ist zum Teil überraschend. Wegen ihres Einsatzes für Scheidung, Legalisierung weicher Drogen und Abtreibung im Laufe ihrer politischen Karriere ist sie für die in Italien einflussreichen katholischen Kreisen ein Rotes Tuch. Bonino stemmt sich außerdem heftig gegen den Einfluss des Vatikan auf die italienische Politik.

Auch die scheidende Innenministerin Anna Maria Cancellieri übernimmt ein Schlüsselressort in der neuen Regierung und wird als Justizministerin. In dieser Rolle wird sie sich unter anderem um die Vollendung der Justizreform kümmern müssen, die ihre Vorgängerin Paola Severino in der Regierung unter Premier Mario Monti in die Wege geleitet hatte. Die 70-jährige Ex-Polizeichefin Cancellieri wird den Forderungen Berlusconis Stand halten müssen, der das Justizressort für einen seiner Vertrauensleute beansprucht hatte. Wegen der gegen ihn laufenden Prozesse ist Berlusconi seit Jahren mit Italiens Justizsystem auf Kriegsfuß. Cancellieri ist mit Europaminister Enzo Moavero das einzige Mitglied der bisherigen Technokratenregierung um Monti, die im neuen Kabinett weiterarbeitet.

Viel Aufsehen sorgt Italiens neue Sport- und Frauenministerin Josefa Idem, die auf eine Bilderbuchkarriere als Kanu-Olympiasiegerin zurückblicken kann. Die im deutschen Goch am Niederrhein geborene 48-Jährige ist seit 1992 italienische Staatsbürgerin und hat vor zwei Monaten einen Sitz im römischen Parlament als Deputierte der Demokratischen Partei erhalten. Insgesamt nahm sie an acht Olympischen Spielen teil, davon sechsmal für Italien. Noch im vergangenen Jahr hatte sie in London als erste Frau zum achten Mal an Olympischen Spielen teilgenommen.

Ein Novum für Italien ist eine dunkelhäutige Ministerin. Die 49-jährige Ärztin und Menschenrechtlerin kongolesischer Abstammung Cecile Kyenge rückt zur Integrationsministerin auf. Sie ist Sprecherin des Verbandes "1. März", der sich gegen Rassismus und für Migrantenrechte einsetzt. Die Mutter von zwei Töchtern, die in der norditalienischen Region Emilia Romagna lebt, will sich als Ministerin für eine Reform des strengen italienischen Einwanderungsgesetzes einsetzen. Ferner will sie, dass neugeborene Migrantenkinder automatisch die italienische Staatsbürgerschaft erhalten, auch wenn beide Eltern Ausländer sind.

Die Jüngste unter den Frauen im neuen Kabinett ist Landwirtschaftsministerin Nunzia Di Girolamo. Die 37-jährige Vertraute Berlusconis sitzt seit 2008 im Parlament und ist mit einem Abgeordneten aus den Reihen der rivalisierenden PD verheiratet. Die Parlamentarierin hatte Berlusconi wegen seiner Verwicklung in Sexskandale immer wieder vor der Kritik aus Frauenverbänden vor den Medien in Schutz genommen. Aus den Berlusconi-Reihen stammt auch die 42-jährige Beatrice Lorenzin, die zur Gesundheitsministerin avanciert.

Zur Rosa-Fraktion in der neuen Regierung Letta gehört auch die parteiunabhängige Mariachiara Carrozza; sie ist Bildungsministerin. Die 47-jährige Ingenieurin aus Pisa leitet die Elite-Universität Sant' Anna in Pisa.

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