Kronprinz Mohammed besteht auf Herstellung von Kernbrennstoff im eigenen Land
Schon bevor der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman von der CIA verdächtigt wurde, in die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi involviert zu sein, mussten sich die US-Geheimdienste einer anderen brisanten Frage widmen: Ist der Kronprinz dabei, mit US-Hilfe die Grundlagen für den Bau einer Atombombe zu schaffen?
Milliarden-Deal
Wie die "New York Times" kürzlich schrieb, verhandelt Saudi-Arabien unter der Ägide des 33-Jährigen mit den USA über den Kauf von Konstruktionsplänen für die Errichtung von Atomkraftwerken im Wüstenkönigreich. Der Deal könnte den USA bis zu 80 Milliarden Dollar (70,47 Mrd. Euro) einbringen, je nachdem, wie viele Kraftwerke Riad errichten will.
Allerdings gibt es dabei ein Problem: Saudi-Arabien bestehe darauf, seinen eigenen Kernbrennstoff herzustellen, obwohl es ihn wesentlich günstiger im Ausland erwerben könnte, zitiert die "New York Times" mit den Verhandlungen vertraute Personen. In Washington ist man daher besorgt, dass die Saudis spaltbares Material für ein geheimes Waffenprojekt abzweigen könnten.
Riad könnte also genau das tun, dessen die USA und ihre Verbündeten den Iran vor dem Wiener Atomabkommen 2015 verdächtigten. US-Präsident Donald Trump ist mittlerweile aus dem Atomdeal mit Teheran ausgestiegen.
Wettrüsten
Prinz Mohammed bin Salman ließ vor einigen Monaten während der Verhandlungen mit den USA mit der Bemerkung aufhorchen, sollte der Iran, der Erzrivale Saudi-Arabiens, eine Atomwaffe entwickeln, "werden wir ihnen so schnell wie möglich folgen". Die US-Verhandler wiesen auch gegenüber der Trump-Regierung auf einen weiteren Besorgnis erregenden Aspekt hin: Saudi-Arabien weigere sich, ein Abkommen zu unterzeichnen, das UNO-Inspektoren erlauben würde, nach Hinweisen auf ein geheimes Atomwaffenprogramm zu fahnden.
Bei einer Anhörung im US-Kongress wollte Energieminister Rick Perry nicht auf die Frage antworten, ob die Trump-Administration in den Verhandlungen darauf bestehen würde, dass Saudi-Arabien keinen eigenen Kernbrennstoff produzieren dürfe. Auch Monate danach hat die US-Regierung noch immer keine Auskunft über den Stand der Verhandlungen mit Riad gegeben.
Fall Khashoggi
Inzwischen stellen sich viele Politiker und Beobachter in Washington die Frage, ob dem saudischen Regime nach der Ermordung Khashoggis und den danach von Riad präsentierten und ständig veränderten Versionen in Fragen der Nukleartechnologie zu trauen ist.
Für den Betrieb eines Kernkraftwerks wird auf vier Prozent angereichertes Uran 235 benötigt, für eine Atombombe ist eine 90-prozentige Anreicherung nötig.