Die Arbeitslosigkeit ist im August um dramatische 30 Prozent gestiegen. Die Industrie und die Baubranche sind weiterhin massiv betroffen.
Fast 300.000 Menschen haben in Österreich keinen Job: Exakt 238.803 Menschen sind beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, 57.694 sind zudem in Schulungen. Damit ist die Arbeitslosigkeit auch im August wieder um rund 30 Prozent im Vergleich zu 2008 gestiegen. 2010 wird es mehr als 300.000 Arbeitslose geben.
Besonders die Bereiche Produktion, Bauwesen und Zeitarbeit sind betroffen. Um rekordverdächtige 75 Prozent nahm die Arbeitslosigkeit in der Sachgüterproduktion zu. Auch im bisher eher verschonten Tourismus und im Handel stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 24 bzw. 25 Prozent an.
Um 40 Prozent mehr arbeitslose Männer
Besonders viele Männer
haben ihren Job verloren: Im August stieg die Arbeitslosigkeit
explosionsartig um 40 Prozent. In absoluten Zahlen: 129.369 Männer sind
arbeitslos. Die Frauenarbeitslosigkeit stieg zwar „nur“ um 20 Prozent, doch
immerhin 109.434 Frauen sind derzeit auf der Suche nach Beschäftigung. Das
Nachsehen hat derzeit auch die Jugend: 41.250 Jugendliche finden keine
Arbeit. Das bedeutet einen Anstieg von rund 30 Prozent.
Arbeitsmarkt erholt sich noch länger nicht
Besonders
Bauarbeiter und Kfz-Mechaniker müssen auch weiterhin um ihre Jobs zittern.
„Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen im nächsten Jahr weiter
steigen werden, auch wenn es nun zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung
kommt“, erklärt Experte Ulrich Schuh vom Institut für Höhere Studien (IHS).
Bei einem Aufschwung hinke der Arbeitsmarkt erfahrungsgemäß einige Zeit
nach. Deshalb werde die Bevölkerung die Wirtschaftskrise noch „eine geraume
Zeit“ spüren, meint IHS-Experte Schuh. Bald werden auch
Dienstleistungsbereiche wie der Handel und der Tourismus die Auswirkungen
der Krise noch stärker spüren. Denn: Immer mehr Arbeitslose kaufen immer
weniger ein und können sich auch immer weniger einen Urlaub leisten.
Lehrer und Krankenpfleger blieben bisher verschont
Keine großen
Sorgen mussten sich bisher Lehrer oder Krankenpfleger machen: Der Bildungs-
und Gesundheitsbereich gilt bei Wirtschaftsexperten als „krisenfest“. Im
Gesundheitsbereich – bei Ärzten und Pflegern – gibt es sogar einen Zuwachs
an Jobs. Bis jetzt zumindest. Denn: „Erfahrungsgemäß ist es so, dass
natürlich auch diese Sektoren mit erheblicher Zeitverzögerung in
Mitleidenschaft gezogen werden. Denn sie sind stark von staatlichen Ausgaben
abhängig“, erklärt Schuh. Der Staat wird seinen defizitären Haushalt bald
konsolidieren müssen.
Und Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) wird nicht müde, zu betonen, dass der Sparstift vor allem bei den Staatsausgaben angesetzt wird und keine neuen Steuern eingeführt werden sollen.