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301.529 Österreicher haben keine Arbeit

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Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent gestiegen. Die Regierung sucht Wege aus dem Dilemma.

Die Folgen der weltweit wütenden Finanzkrise schlagen sich auch in Österreich immer stärker auf dem Arbeitsmarkt nieder. Im Jänner waren bereits 301.529 Österreicher ohne Arbeit. Das sind um 12 Prozent bzw. 32.777 mehr als im Jänner des Vorjahres. Dramatisch ist der Anstieg auch im Vergleich zum Vormonat Dezember. Die Zahl der Jobsuchenden ist seither um 14.382 emporgeschnellt.

Lösung gesucht
ÖSTERREICH hat diese Horrorzahlen vorab aus Regierungskreisen erfahren. Heute Vormittag präsentieren SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer und ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner weitere Details und wollen dabei auch Lösungsvorschläge zur Jobkrise ankündigen.

50.000 Junge ohne Arbeit
Die Details der neuen Arbeitslosenzahlen zeigen jedenfalls enormen Handlungsbedarf für die Regierung. So ist etwa die Jugendarbeitslosigkeit extrem gestiegen – auf jetzt schon 48.307 Personen. Bei den Jungen liegt das Plus im Vergleich zum Jänner des Vorjahres bei 22,9 Prozent bzw. 8.987 Personen.

Frauen besser dran
Gerade für Jugendliche ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt derzeit besonders schwer, weil die Unternehmen – etwa wegen sinkender Auftragseingänge sowie der allgemeinen Kreditklemme – vorsichtiger agieren und generell weniger Leute einstellen. Auffallend ist auch: Frauen waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit weniger betroffen als Männer. Bei ihnen liegt das Plus binnen eines Jahres bei 6,2 Prozent, bei den Männern bei 15,6 Prozent.

Wien hat kleinstes Plus
In allen Bundesländern stieg im Jänner die Arbeitslosigkeit an: Am stärksten betroffen war Salzburg mit einem Plus von 26,6 Prozent, am schwächsten Wien mit 1,9 Prozent mehr Arbeitslosen. Die bundesweite Arbeitslosenquote (nationale Berechnung) lag bei 8,3 Prozent. Die Zahl der Schulungsteilnahmen stieg um 2,2 Prozent auf 53.517. Schulungsteilnehmer gelten nicht als arbeitslos.

"Politik muss um jeden Job kämpfen"
Der Wirtschaftsforscher Markus Marterbauer erwartet im Gespräch mit ÖSTERREICH eine weitere starke Zunahme der Arbeitslosigkeit. Denn die stimulierenden Effekte durch die Konjunkturpakete der Regierung sowie die Steuerreform würden erst ab dem Sommer so richtig greifen. „Bis dahin muss die Politik um jeden einzelnen Job kämpfen“, so Marterbauer. Dafür müsse man auch höhere Budgetdefizite in Kauf nehmen.

Kurzarbeit und Ausbildung
Neben den bisher geschnürten Paketen setzt die Regierung auf die positiven Effekte durch die Reform der Kurzarbeit. „Jeder Arbeitslose kostet mehr, als wenn ich Kurzarbeit umsetze“, findet etwa ÖVP-Wirtschaftsminister Mitterlehner. Als ein weiteres Gegenrezept setzt er – so wie sein SPÖ-Gegenüber Hundstorfer – auf eine große Qualifizierungs-Offensive. Damit werden allein heuer 20.000 Arbeitslose zu Fachkräften ausgebildet. „Man muss die Krise auch als Chance sehen“, so Hundstorfer.

Wirtschaftsforscher Marterbauer wünscht sich zudem den Ausbau der Bildungskarenz.

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