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Alois Steinbichler ist neuer Chef der Kommunalkredit

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Auf den neuen Boss wartet viel Arbeit, schon bis September hatte die Bank tiefrote Zahlen geschrieben.

In der Kommunalkredit ist am Freitag die Bankspitze ausgewechselt worden. Neuer Chef ist Alois Steinbichler (55), bisher Vorstand der BAWAG. Die bisherige Bankführung, also Vorstandschef Reinhard Platzer und Vorstand Leopold Fischer, wurde abberufen, sagte namens der Noch-Hauptaktionärin ÖVAG deren Vorstandschef Franz Pinkl. Mit sofortiger Wirkung und es gebe "keine vertraglichen Ansprüche".

Der Bund begrüßte diese Entscheidung. Gleich nach der Aufsichtsratssitzung stellte sich Steinbichler noch am Nachmittag seinen künftigen Mitarbeitern vor.

Bis zur Übergabe der Kommunalkredit-Anteile an den Staat bleibt Pinkl Aufsichtsratschef der Spezialfinanzierungsbank.

3. Quartal brachte 139 Mio. Verlust vor Steuern
Das dritte Quartal 2008 hat die Kommunalkredit, die um zwei Euro vom Staat übernommen wird, in den Abgrund gerissen. Die drei Monate bis September brachten einen Verlust vor Steuern von 139,76 Mio. Euro - nach Steuern waren es im Quartal im Konzern unterm Strich immer noch 116,56 Mio. Euro Verlust. Das konnten die Gewinne der ersten beiden Quartale nicht ausgleichen, über neun Monate blieb in Summe nach Steuern ein sattes Minus von 84,7 Mio. Euro im Konzern übrig - der erste Verlust in der Geschichte des Instituts. In der Vorjahresperiode hatte die achtgrößte Bank des Landes noch einen Gewinn von 49,3 Mio. Euro ausgewiesen.

Im am Freitagnachmittag veröffentlichten Quartalsbericht heißt es, die Verluste seien auf Risikovorsorgen und Forderungsabschreibungen in Folge der Finanzmarktkrise zurückzuführen. Die Finanzkrise, "vor allem aber die Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers" habe die Emissionstätigkeit der Kommunalkredit ab Mitte September zum Erliegen gebracht.

Während die Quartalszahlen alle Ereignisse bis zum 15.10 berücksichtigten, habe es in der zweiten Oktoberhälfte eine Neubewertung des Risikos gegeben. Dabei seien "die allgemeine Verschlechterung der Marktsituation, die anhaltende Austrocknung der Geld- und Kapitalmärkte sowie ein außerordentlicher Schadensfall in der Dexia banka Slovensko" berücksichtigt worden. Die Dexia banka Slovensko hat nach Medienberichten 82 Mio. Euro Verluste aus Devisengeschäften gemacht, die Verluste seien durch die 49-Prozent-Tochter der Kommunalkredit, der DexiaKom, gedeckt worden. Schon früher hieß es, diese Verluste würden im dritten Quartal schlagend.

Die Slowakei-Spekulationsverluste haben bereits vorige Woche zur Absetzung von Reinhard Platzer im dortigen Aufsichtsrat geführt. Heute, Freitag, wurde er erwartungsgemäß auch als Chef der ganzen Kommunalkredit abberufen.

Während u.a. die Slowakei-Abschreibungen und andere Wertberichtigungen den Erfolg aus Finanzinvestitionen mit minus 95 Millionen ins Negative rissen, gab es auch hohe Kreditvorsorgen. Das Kreditrisikoergebnis wurde mit minus 75,7 Mio. Euro ausgewiesen.

Auch im Gesamtjahr wird es tiefrote Zahlen geben, sie dürften noch schlimmer ausfallen. Für das Geschäftsjahr 2008 ergebe sich "eine gravierende Verschlechterung der Ertragslage aus Forderungsabschreibungen und Risikovorsorgen". Auch die Abschreibung der Dexia-Kom, die um einen Euro an die französische Dexia abgegeben werden musste, werde das Konzernergebnis 2008 zusätzlich belasten.

Per 30. September hatte die Kommunalkredit 1,01 Mrd. Euro Eigenmittel und damit eine Eigenmittelquote von 11 Prozent. Das Kernkapital (Tier-1) belief sich auf 728,7 Mio. Euro (7,9 Prozent).

Die Bilanzsumme erhöhte sich seit dem Ultimo bis September um 8,2 Prozent auf 35,5 Mrd. Euro.

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