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Bank-Medici hat wieder Vorstand

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Neu in den Vorstand wurde John Holliwell berufen, wie erwartet wurde Werner Tipold wiederbestellt.

Die strudelnde Bank Medici hat nach der Aufsichtsratssitzung am Freitag ihre neue Führungsspitze präsentiert. Neu in den Vorstand berufen wurde der britische Banker John Holliwell. Der am 2. Jänner gemeinsam mit Ex-Bankchef Peter Scheithauer zurückgetretene Vorstand Werner Tripolt wurde wie erwartet wiederbestellt.

Holliwell sei ein international erfahrener Bankexperte, der seine Karriere bei Barclays begonnen habe und seit mehr als 30 Jahren in Führungspositionen im Bereich Banking und Finance tätig gewesen sei, teilte das kleine Wiener Geldinstitut am Freitagnachmittag mit.

Wie Bank-Medici-Aufsichtratsmitglied Ferdinand Lacina ist sich auch sein Kollege, Johann Farnleitner wegen des Madoff-Betrugsskandals, bei dem das kleine Wiener Institut zu den größten Betroffenen gehört, "überhaupt keiner Schuld bewusst", sagte der Aufsichtsrat des angeschlagenen Instituts. Dem Aufsichtsrat sei "immer klar" gewesen, dass der hohe Anteil, den die Fondsgebühren zu den Bank-Einnahmen beigetragen haben, "keine Dauerlösung für eine Privatbank" sein könne, räumte der ehemalige VP-Wirtschaftsminister ein. Es habe auch andere Businessüberlegungen gegeben.

Vom mutmaßlichen Milliardenbetrüger Bernard Madoff sei in der Bank nie geredet worden. "Unser Custodian war die HSBC". Auf die Depotbank für die betroffenen Fonds hatte bereits Lacina verwiesen. Farnleitner gab sich heute optimistisch: "Die Bank ist überlebensfähig.

Dass die Aufsichtsratsvorsitzende und Mehrheitseigentümerin der Mini-Bank, Sonja Kohn, "den Schwindel mitentwickelt hat", hält Farnleitner für ausgeschlossen. Er kenne Kohn seit mehreren Jahrzehnten und habe viel mit ihr gearbeitet. Laut Medienberichten ist Kohn schon seit den 1980er Jahren mit Madoff befreundet und soll Fonds, die sich nun als Teile eines riesigen Schneeballsystems herausgestellt haben, mitentworfen haben.

In den kommenden Wochen soll der neue Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat ein "neues und den aktuellen Umständen angepasstes Businessmodell" erarbeiten, so die Bank in der Aussendung weiter. Näheres wurde nicht genannt. Ex-Chef Peter Scheithauer hatte Mitte Dezember angekündigt, dass sich das Institut künftig auf andere Produkte wie Versicherungen konzentrieren möchte. Scheithauer ist am 2. Jänner zurückgetreten. An diesem Tag schickte die Finanzmarktaufsicht (FMA) der Bank einen Regierungskommissär ins Haus, der die Gläubiger-Gelder schützen soll.

Göth als Aufsichtsrat zurückgetreten
Der Nationalbank-Generalrat und Wirtschaftsprüfer Philip Göth ist per 30. Dezember als Aufsichtsrat der Medici Bank zurückgetreten, bestätigte das Institut der APA am Freitagnachmittag. Er habe keine Gründe angegeben. Kreisen zufolge dürften seine Funktion in der Notenbank sowie die Tatsache, dass Göth als Wirtschaftstreuhänder für Deloitte&Touche im fernen Peking arbeitet, ausschlaggebend gewesen sein.

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