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Proteste und Verspätungen: Turbulenter Start der neuen Alitalia

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Nach jahrelangem Ringen um ihre Rettung ist die bisher staatliche Airline Alitalia am Dienstagvormittag vollprivatisiert neu durchgestartet.

Der Betrieb wurde mit einem ersten Flug um 6.10 Uhr von Palermo nach Rom aufgenommen, er wurde jedoch von Protesten des Alitalia-Personals in Mailand und Rom überschattet, die zur Streichung einiger Flüge führten.

Halbierter Flugbetrieb
Italiens neue Airline besteht aus den Resten der bankrotten Alitalia sowie der zweitgrößten italienischen Fluggesellschaft Air One. Der Neustart erfolgte mit einem um etwa 3.500 auf 12.500 Arbeitsplätze verringerten Personal sowie einem nahezu halbierten Flugbetrieb mit 600 Flügen täglich.

Der Neubeginn der Alitalia wurde am Dienstagvormittag von Protesten überschattet. Wegen einer unangemeldeten Gewerkschaftsversammlung des Bodenpersonals auf den Mailänder Flughäfen Linate und Malpensa mussten am Vormittag einige Alitalia-Flüge gestrichen werden. Das Personal protestierte gegen den Beschluss des Alitalia-Aufsichtsrates, Air France-KLM als ausländischen Partner zu wählen. Die Franzosen haben am Montag grünes Licht für den Erwerb eines 25-prozentigen Anteils an der neuen Alitalia erhalten. Dafür werden sie 320 Mio. Euro ausgeben. "Wir rechnen mit starken Gewinnen dank unserer Investition bei der Alitalia", sagte der Chef von Air France-KLM, Jean-Cyril Spinetta.

Das Personal auf den Mailänder Flughäfen bangt um die Zukunft des Flughafens Malpensa. Lufthansa gebe als Alitalia-Partner konkrete Garantien, dass Mailand Malpensa neben Rom Fiumicino als Hub weiterbestehen könne. Die Mailänder Bürgermeisterin Letizia Moratti hatte am Montag appelliert, Lufthansa noch Zeit für die Einreichung eines Angebots für Alitalia zu geben. Die Deutsche Lufthansa, die ebenfalls im Gespräch für eine Allianz mit der Alitalia war, hat kein Gebot abgegeben. Auf dem römischen Flughafen Fiumicino kam es zu einem Protestzug von rund 400 Alitalia-Mitarbeitern, die nicht mit der Umsetzung der Abkommen durch die CAI zufrieden waren. Dies sorgte für Verspätungen beim Start verschiedener Flüge.

Neuer Präsident beruhigt
Der Präsident der neuen Alitalia, Roberto Colaninno, ließ sich von den Protesten nicht einschüchtern. "Es wird sich sehr wahrscheinlich um die letzten Demonstrationen der Alitalia-Belegschaft handeln. Protestiert wird noch wegen einiger Probleme, die wir vom gewerkschaftlichen Standpunkt in Angriff nehmen müssen", sagte Colaninno. Er dementierte, dass die italienische Investorengruppe CAI, die Alitalia für eine Milliarde Euro erworben hat, die Airline zu einem Schleuderpreis gekauft habe. "Wir sind in eine bankrotte Airline eingestiegen, die zum Marktpreis verkauft worden ist", so Colaninno.

Der Geschäftsführer der neuen Alitalia, Rocco Sabelli, erklärte, dass eine Partnerschaft mit der Lufthansa, die diesen Wochen in Österreich die angeschlagene Austrian Airlines (AUA) übernimmt, nicht möglich gewesen wäre. "Das Hauptquartier der Alitalia muss in Italien bleiben. Die Lufthansa wollte einen höheren Anteil als 25 Prozent an der Alitalia übernehmen. Sie wollte überdies das aus Synergien generierte Geld in einen gemeinsamen Fonds einfließen lassen. Das wäre eine Art verkappte Fusion gewesen", kritisierte Sabelli.

Paolo Bonaiuti, Sprecher des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, feierte die Allianz zwischen der neuen Alitalia und Air France-KLM. "Wir haben dafür gesorgt, dass Alitalia eine italienische Fluggesellschaft bleibt. Air France-KLM hat nicht die ganze Airline, sondern nur einen Anteil übernommen", so Bonaiuti.

Italien ist der viertgrößte Markt in der europäischen Luftfahrt und vor allem wegen der Industrieregion im Norden und der Touristenziele interessant. Alitalia stand im vergangenen Jahr kurz vor der Pleite und wurde in letzter Minute von dem italienischen Investorenkonsortium CAI gerettet, an dem sich der Chef des Motorrollerkonzerns Piaggio, Colaninno, sowie die Mailänder Großbank Intesa beteiligen.

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