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Bankhaus Rothschild kehrt nach Wien zurück

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Nach über 70 Jahren wird im Jahr 2009 eine Representanz der Traditionsbank Wien eröffnet.

Die Rothschilds kehren 2009 nach Österreich zurück. Die Vorbereitungen für den Markteintritt laufen auf Hochtouren. Im kommenden Jahr werde das Bankhaus Rothschild, das 1938 aus Österreich vertrieben wurde, eine Repräsentanz in Wien eröffnen, berichtet das "WirtschaftsBlatt". Im Fokus der Bank stehe die Vermögensverwaltung betuchter Kunden. Mit der Wiederkehr der Rothschilds wird der massiv umkämpfte Private-Banking-Markt noch härter. Mehr als ein Dutzend Privatbanken rittern um Kunden.

Von den Nazis vertrieben
Das Traditionshaus, das 1938 durch die Nationalsozialisten vertrieben wurde, wollte eigentlich noch heuer nach Wien zurückkehren, doch wurde die Eröffnung der Österreich-Repräsentanz um ein Jahr verschoben. "Andere Standorte wurden Wien vorerst vorgezogen. Ich bin aber grundsätzlich vom österreichischen Markt überzeugt", sagte Deutschland-Chef Hayo Willms zum "WirtschaftsBlatt".

Narben der Vergangenheit
Die Rückkehr nach 60 Jahren ist für die Bank keine einfache Sache, die Narben der Vergangenheit sind noch nicht restlos verheilt: "Die Rothschilds wurden hier nicht gut behandelt, wir werden aber ohne Vorurteile nach Österreich kommen", erklärte Willms.

Konzentration auf reiche Kunden
Die Privatbank werde sich vorerst auf das klassische Geschäft der Vermögensverwaltung für reiche Kunden konzentrieren. Mit dem Markteintritt erhöht sich der ohnehin schon starke Wettbewerb im Private Banking. Mittlerweile rittern mehr als zwei Dutzend Privatbanken um die erlesene Kundschaft. Nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft Cap Gemini, die alljährlich gemeinsam mit Merrill Lynch den World Wealth Report herausgibt, liege die Zahl der Österreicher, die mehr als eine Mio. Dollar (671.366 Euro) auf der hohen Kante haben, bei rund 72.600, heißt es in dem Bericht weiter. Der gesamte Private-Banking-Markt werde auf 120 Mrd. Euro taxiert, genaue Zahlen gebe es dazu nicht.

Von diesem Riesenkuchen wollen sich immer mehr ausländische Privatbanken einen Teil abschneiden und eröffneten eigene Niederlassungen. So startete erst im Vorjahr die Schweizer Credit Suisse mit Repräsentanzen in Wien und Salzburg. Die deutsche Commerzbank, die eine umfangreiche Private-Banking-Abteilung betreibt, ist ebenfalls seit dem Frühjahr 2007 in Wien tätig.

Fürstenfamilie erhielt 2007 Banklizenz
Die im Besitz der Fürstenfamilie von Liechtenstein stehende LGT Bank hat Anfang 2007 die Banklizenz für Österreich erhalten. Die Repräsentanz in Wien, mit der das Fürstenhaus seit 2004 vertreten ist, wurde in eine Vollbank umgewandelt. Die LGT-Gruppe verwaltet auch das Vermögen der Liechtensteins. Die Schweizer UBS, die ebenfalls seit Jahren in Wien aktiv ist, hat eine Niederlassung in Salzburg eröffnet und dabei eine Private-Banking-Einheit der Salzburger Spängler Bank abgeworben.

Weltweites Netzwerk
Ähnlich wie die UBS kann auch Rothschild auf ein weltweites Netzwerk zurückgreifen. Die Bank hat in 30 Ländern Niederlassungen. Und wirtschaftlich ist die Bank erfolgreich. Im Geschäftsjahr 2006/07 machte sie bei einer Bilanzsumme von 5,6 Mrd. Euro einen Gewinn von 83,4 Mio. Euro. Die Rothschild-Dynastie stammt ursprünglich aus Frankfurt am Main. Seit den Tagen Napoleons ließen sich Zweige der Bankerfamilie auch in anderen Ländern nieder.

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