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BAWAG verkaufte Immobilien zum Diskontpreis

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Der Verkaufsdruck veranlasste die Bank, Immobilien zum halben Wert an die Signa Holding von Rene Benko abzugeben. Die BAWAG streitet ab.

Die BAWAG PSK hat ihre Immobilienperlen im Gegenwert von über 400 Mio. Euro unter Zeitdruck und folglich zum Diskontpreis verkauft. Der Tiroler Geschäftsmann Rene Benko hat sich gegen den Mitbieter Immofinanz durchgesetzt und dem Vernehmen nach nur etwas über 200 Mio. Euro für das Paket bezahlt.

Da die erworbenen Objekte eine Nutzfläche von etwa 140.000 Quadratmetern umfassen, hat die BAWAG für ihre Bestlagen einen durchschnittlichen Verkaufspreis von nur rund 1.500 Euro je Quadratmeter erzielt.

Toplagen sind Hälfte des Pakets
Flächenmäßig entsprechen die in der Nacht auf Donnerstag verkauften 16 Objekte in etwa dem halben Immobilienimperium der ehemaligen Gewerkschaftsbank. Der wertmäßige Anteil des Pakets liegt naturgemäß bei weit über 50 Prozent, da es sich bei den veräußerten Flächen um die Top-Immobilien der BAWAG gehandelt hat.

Wieviel tatsächlich bezahlt?
Der kolportierte Verkaufspreis von gut 200 Mio. Euro sei "völlig falsch und viel zu tief angesetzt", hieß es am Donnerstag von Seiten der Bank. Den konkreten Preis wollte man dennoch nicht verraten, denn das sei so vereinbart. Jedenfalls handle es sich um einen Preis, "den beide Seiten als fair ansehen und der den Marktgegebenheiten entspricht".

BAWAG behält nur wenig
Eine weitere Verkaufstranche ist in Ausarbeitung. Sie wird aber erst Anfang nächsten Jahres veräußert. Einige wenige Immobilien wie etwa das vom Architekten Otto Wagner errichtete Postsparkassengebäude in der Wiener Innenstadt (Georg-Coch-Platz 2) bleiben im Eigentum der Bank, die seit Ende 2006 dem US-Fonds Cerberus gehört.

Auf den Preis der ersten Verkaufstranche gedrückt haben neben dem Verkaufstempo kleine, aber gravierende Schönheitsfehler der Objekte in Toplagen: Der neue Eigentümer muss auf die marktgemäße Bewirtschaftung von drei Penthäusern in der Wiener Innenstadt verzichten.

Problem-Penthäuser abgestoßen
Denn die drei mittlerweile berühmtesten Penthäuser der BAWAG, die den Flöttls und den Elsners gehören beziehungsweise an Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch vermietet sind, werden für den Immo-Deal nicht geräumt. Die Immobilien werden so verkauft wie sie jetzt liegen und stehen.

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Flöttl
Die drei vergebenen Wohnungen verteilen sich auf zwei Gebäude. Am Fleischmarkt wohnen der Investmentbanker Wolfgang Flöttl und Verzetnitsch unter einem Dach: Der frühere BAWAG-Chef Walter Flöttl senior, Vorgänger von Helmut Elsner, hat dort in den 80er Jahren ein Penthouse "günstig" gekauft - er bezahlte für die 600 Quadratmeter Nutzfläche plus Dachterrasse und 2 Garagen rund 600.000 Euro, also nur 1.000 Euro pro Quadratmeter. Sein Eigentum ist von dem Verkauf nicht betroffen.

Verzetnitsch
Die Dachgeschoßwohnung gleich darunter ist an Verzetnitsch vermietet. Für die 212 Quadratmeter große Wohnung zahlt der Flöttl-Nachbar eine Monatsmiete von rund 1200 Euro, also nicht einmal 6 Euro je Quadratmeter. Diese Wohnung soll den Eigentümer vermietet wechseln.

Elsner
Bei der Liegenschaft Tuchlauben/Seitzergasse, der bisherigen BAWAG-Zentrale, ist juristisch gesehen noch Feuer am Dach: Das Penthouse gehört der Ehefrau des ehemaligen BAWAG-Chefs Helmut Elsner. Das schwebende Verfahren gegen Helmut und Ruth Elsner wird von der BAWAG weiterbetrieben. Der Kaufvertrag für das Penthouse wird angefochten.

Elsner hatte die Dachgeschoßwohnung 2001 gemietet und gleichzeitig von der Bank eine Kaufoption erworben. Diese hat seine Frau 2005 gezogen und die knapp über 200 m2 große Wohnung um 475.000 Euro, also 2.375 Euro je m2, erworben. Die neue BAWAG hat das rechtmäßige Zustandekommen des Kaufvertrags mittlerweile angefochten.

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