07. Mai 2008 12:52
Der Telekom Austria-Betriebsrat kündigt österreichweite
Betriebsversammlungen im Juni an. Womöglich könnten die
Informationsveranstaltungen auch während der Fußball-Europameisterschaft
EURO 2008 stattfinden, erklärte Betriebsratschef Michael Kolek am Mittwoch.
Grund für die Aktion sind Sparpläne des Telekom-Managements im Festnetz. Es
sei die Pflicht der Gewerkschaft, die Mitarbeiter darüber zu informieren,
was auf sie zukomme, so Kolek im Gespräch mit der APA.
Millionen-Einsparungen
Einem Konzept der Unternehmensberatung
McKinsey zufolge sollen im Telekom-Festnetz laut Betriebsrat durch
Umstrukturierungen heuer und 2009 mittlerweile 140 bis 160 Mio. Euro
eingespart werden. Das Unternehmen sprach bisher von rund 100 Mio. Euro. 65
Prozent der Einsparungen sollen nach bisherigen Angaben aus dem
Personalbereich kommen. Nach wie vor sei völlig unklar ist, wie das
Unternehmen dies erreichen wolle, kritisierte Kolek. Kündigungen oder die
Freistellung von Beamten lehnt der Betriebsrat ab. "Solange das Unternehmen
über 1.100 Leasingkräfte beschäftigt, wird es mit uns keine Kündigungen
geben", so der Personalvertreter.
Telekom-Konzernchef Boris Nemsic hatte am Vortag ohne Nennung von konkreten
Zahlen Sparpläne im Festnetz bekräftigt. Durch die Umstellung auf
Glasfasernetze will die Telekom nach bisherigen Berichten längerfristig bis
zu 2.500 der 9.800 Festnetz-Beschäftigten einsparen. Der Betriebsrat will
jetzt einen Fragenkatalog an das Unternehmen richten. Die
Betriebsversammlungen sollen dann stattfinden, wenn die geforderten
Informationen vorliegen. Antworte das Unternehmen nicht, werde man die
Mitarbeiter aber ebenfalls informieren, so Kolek.
Betriebsstörungen während der EURO 2008 will der Betriebsrat aber weitgehend
vermeiden. Man wolle dem Unternehmen durch die Betriebsversammlungen nicht
schaden und werde versuchen die Informationsveranstaltungen "nach
Möglichkeit ohne Beeinträchtigung des Betriebs abzuwickeln". "Wir werden
niemanden daran hindern, während der EURO seinen Job zu machen", versicherte
Kolek.
"Riesengroßer Beamtenparkplatz"
Die von der ÖIAG
ins Spiel gebrachte Auffanggesellschaft für überzählige Beamte dürfte
unterdessen in der Telekom im Augenblick kein Thema mehr sein. Wie Nemsic
haben auch der Telekom-Betriebsrat und Postgewerkschaftschef Gerhard Fritz
am Dienstag erklärt, dass eine Auslagerung von Beamten in eine
Bundesbeschäftigungsagentur kein Thema sei.
Das Präsidium der Post- und Telekomgewerkschaft will nächste Woche Dienstag
dennoch seine endgültige Position zu einer neuen Beamten-Agentur festlegen.
Alles andere als eine Ablehnung ist nicht zu erwarten. Gewerkschaftschef
Fritz bekräftigte, dass die Gewerkschaft dafür keine Notwendigkeit sehe.
Wolle man Post-und Telekom-Beamte wirklich umschulen und weitervermitteln,
sei dies im Karriere- und Entwicklungscenter (KEC) der Post und in der
Telekom-Personalleasinggesellschaft (TAP) heute schon möglich. Tatsächlich
seien das KEC in der Post, in dem mittlerweile über 600 Leute sitzen, zu
einem "riesengroßen Beamtenparkplatz" verkommen, kritisierte Fritz.
Der Gewerkschaftschef erklärte, es sei Zeit, dass der Chef der Staatsholding
ÖIAG, Peter Michaelis, von den Managern "Leistungen und Kreativität
verlangt". Dass die Beamten zu unflexibel seien, sei nur "eine Ausrede",
weil es den Unternehmen an Strategie fehle, wie sie an neue Kunden und neues
Geschäft kommen. "Nemsic sollte weniger in den Seitenblicken auftauchen,
sondern dort wo es neues Geschäft gibt", sagte Fritz.