Laut der "ZiB" verkauft die BAWAG die Klaviermanufaktur für 11 Millionen Euro. Die japanische Yamaha-Gruppe geht leer aus.
Die weltberühmte, aber defizitäre Klaviermanufaktur Bösendorfer bleibt in österreichischen Händen. Die dem US-Fonds Cerberus gehörende BAWAG verkauft die Manufaktur an Brodmann Pianos, einen Wiener Klaviererzeuger, berichtete am Freitag der ORF in der Mittags-"ZiB".
Yamaha geht leer aus
Die japanische Gruppe Yamaha, die ebenfalls
kaufen wollte, sei leer ausgegangen. Das Brodmann-Konsortium habe mehr
geboten.
Klavierbauer Brodmann Pianos erhält Zuschlag
Den Zuschlag
bekam laut ORF der Wiener Klavierbauer Brodmann Pianos. Dahinter steckt ein
langjähriger Kenner von Bösendorfer, Christian Höferl, der früher
Verkaufsmanager von Bösendorfer war. Finanziert werde der Kauf mehrheitlich
über den Mittelstandsfinanzierer EK-Fin, ein Fonds der Bank Austria.
Kolportiert werden knapp 11 Mio. Euro.
Bösendorfer schrieb im Vorjahr fast 2 Mio. Euro Verlust. Die Schulden belaufen sich auf geschätzte 8 Mio. Euro.
Noch keine offiziellen Kommentare
Von Seiten der
Bösendorfer-Verkäuferin BAWAG und auch bei Brodmann Pianos in Wien standen
zu Mittag Aussagen zum bevorstehenden Verkauf der traditionsreichen
Klaviermanufaktur Bösendorfer aus.
Deal gilt als fix
In informierten Kreisen hieß es heute, dass
die Würfel Mitte dieser Woche Richtung Brodmann gefallen seien, der Deal
gelte als fix, ein formaler Beschluss stehe aber noch aus. Von der BAWAG
PSK-Presseabteilung gibt es noch keine Bestätigung: "Eine
Entscheidung ist nicht gefallen", so eine Sprecherin der Bank am
Freitag am frühen Nachmittag. Auch der Betriebsrat weiß noch nichts von
einer fixen Entscheidung.
Mit der "Joseph Brodmann Piano Group" um Christian Höferl (Headquarter Wien 4, Viktorgasse 14) wurde heute, Freitag, aber verhandelt, heißt es in informierten Kreisen.
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BAWAG kaufte 2001
Die BAWAG hatte den Klavierbauer Bösendorfer
im Jahr 2001 um 25 Mio. Dollar (21,1 Mio. Euro) vom langjährigen
US-Eigentümer Kimball erworben. Der Klavierverkauf der weltberühmten
Manufaktur war in den vergangenen Jahren zurück gegangen.
Christian Höferl und sein "Co" Colin Taylor - die Gründer von Brodmann Pianos - blicken beide auf Bösendorfer-Vertriebsmanagererfahrungen zurück. Höferl war einst Marketingleiter der L. Bösendorfer Klavierfabrik und Taylor war langjähriger Vertriebsleiter.
Bei Bösendorfer hoffte man auf österreichische Lösung
Die
Bösendorfer-Mitarbeiter haben massiv auf eine "österreichische
Lösung" gehofft. Die Belegschaft hat eine Aversion an einen
neuerlichen Verkauf an Ausländer erkennen lassen. Deshalb waren
Standortgarantien für Bösendorfer in Österreich verlangt worden. Auch
namhafte Kunstschaffende hatten vor wenigen Wochen ihrer Empörung wegen
einer Verscherbelung von Bösendorfer ans Ausland Luft gemacht, als der
japanische Yamaha-Konzern als aussichtsreichster Kandidat galt. Der Pianist
Rudolf Buchbinder schäumte: "Man verkauft doch auch nicht die
Sängerknaben und die Lipizzaner ins Ausland!" Nikolaus Harnoncourt
assistierte in "News": "Das ist zum Weinen. Mich fröstelt,
wenn ich daran denke."
Verkauf im Vorjahr gestoppt
Im Vorjahr, als es nach Aufbrechen
der BAWAG-Spekulationskrise an den Verkauf der Bank selbst gehen musste, war
der damals bereits eingeleitete Verkauf von Bösendorfer wieder gestoppt
worden. Im heurigen Spätsommer, inzwischen ist Cerberus neuer
BAWAG-Eigentümer, wurde das Verkaufsprocedere abermals eingeleitet.