Geld

Felderer über Nobelpreisträger Phelps

Teilen

Edmund S. Phelps sei "einer der ganz großen Ökonomen, der verdientermaßen gelobt wird", so der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer.

Der weltbekannt Makroökonom Phelps sei nicht nur in dem von der Stockholmer Akademie herausgestrichenen Bereich tätig gewesen, sondern habe auch in anderen Bereichen viele Beiträge geleistet.

Verdiente Auszeichnung
"Wir kennen ihn sehr gut, da das IHS mit der Columbia University zusammenarbeitet, Phelps war auch schon mehrmals in Wien", sagte Felderer. In den letzten Jahren habe sich Phelps auch zu politischen Fragen zu Wort gemeldet, wie zu Fragen des Wachstums des Wellfare-Staates oder warum das europäische Produktivitätswachstum vergleichsweise gering sei. "Phelps ist jemand, der sicher verdientermaßen gelobt wird", so Felderer.

Gegen den Trend
Die Leistung, für die Phelps heute von der Akademie ausgezeichnet worden ist, sei "aktuell und bemerkenswert". In den 70er Jahren habe Phelps gegen den Trend der damaligen wissenschaftlichen Meinung betont, dass es keinen "trade-off" (Abtausch) zwischen Arbeitslosigkeit und Inflationsrate gebe, sondern es wesentlich darauf ankomme, wie die verschiedenen Wirtschaftssubjekte künftige Preisentwicklungen antizipieren.

Erwartungen haben Effekte
Wenn sie mit ihren Erwartungen falsch lägen, hätte dies realwirtschaftliche Effekte, wenn sie richtig liegen, dann gelte die sogenannte "Phillips-Kurve" nicht. (Anm.: Unter Phillips-Kurve wird ein einfaches ökonomisches Modell verstanden, das den Zusammenhang zwischen der Veränderung von Löhnen bzw. Preisen auf der einen und Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite erklärt). In diesem Fall bestehe also kein Abtausch zwischen höherer Inflation und Arbeitslosigkeit.

Phelps habe gezeigt, dass es, wenn man Erwartungen einführt, keinen Zusammenhang mehr zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gibt. Wenn sich Wirtschaftssubjekte zum Beispiel die Erwartung über eine niedrige Inflation bilden und diese dann auch eintreffe, dann hänge die Arbeitslosigkeit nicht mehr von der Inflation, sondern von den Bedingungen am Arbeitsmarkt selbst ab. Diese Theorie sei heute noch aktuell, wenn es um die Frage der Strategie um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geht. Entscheidend sei die Erwartungsbildung, so Felderer. Wenn die Inflationsrate richtig antizipiert wird, dann werden Inflationsrate und Geldmengenwachstum auch keinen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit haben.

Zentralbanken akzeptieren Theorie
Diese Theorie werde nunmehr auch von den Zentralbanken weitgehend akzeptiert, indem sie versuchten die Inflationsrate und die Erwartungen auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) und auch die US-Notenbank würden sich danach richten. Dabei stünde die Stabilisierung der Erwartungen im Vordergrund, indem beispielsweise kommuniziert werde, dass eine Inflationsrate über 2 Prozent nicht dauerhaft toleriert werde.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.