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"Bürgerkriegsähnliche" Wirren befürchtet

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Der Chef der Deutschen Gewerkschaft warnt vor sozialen Unruhen. Mögliche Massenentlassungen seien eine "Kampfansage an Belegschaften". Auch von Unternehmerseite kommen Befürchtungen wegen Unruhen.

Vor sozialen Unruhen in Deutschland als Folge der beispiellosen Wirtschaftskrise hat DGB-Chef Michael Sommer gewarnt. Sollte es angesichts der Krise zu Massenentlassungen kommen, wäre dies eine "Kampfansage an die Belegschaften und die Gewerkschaften", sagte Sommer der "Nordwest-Zeitung" und fügte hinzu: "Dann kann ich soziale Unruhen auch in Deutschland nicht mehr ausschließen."

Krise bleibt unberechenbar
Auf die Frage, ob das Ausmaß der Krise noch unterschätzt werde, sagte Sommer: "Eine realistische Prognose über den Verlauf der Krise ist unglaublich schwer. Da resignieren ja sogar Wirtschaftsforschungsinstitute. Ich habe aber den Eindruck, dass die allermeisten Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft den Ernst der Lage erkannt haben."

Größte Krise der Neuzeit
Unruhen schließt auch der Unternehmer Reinhold Würth nicht aus. "Wir sind in der größten Krise der Neuzeit. Wir haben eine ganz harte Zeit vor uns", zitierte ihn die "Heilbronner Stimme". Er rechne nicht damit, dass die Wirtschaftskrise vor dem zweiten Halbjahr 2011 zu Ende gehe.

"Bürgerkriegsähnliche Unruhen"
Weiter sagte der Schraubenproduzent: "Ich hoffe nicht, dass wir bürgerkriegsähnliche Unruhen bekommen. Aber die Situation ist ernst." Die Bürger hätten die Dimension der Krise noch gar nicht realisiert. "Der Einbruch des Welthandels ist ein echter Schocker", wird Würth weiter zitiert.

Forscher beruhigt
Der Berliner Protestforscher Dieter Rucht hält die Warnungen vor sozialen Unruhen dagegen für unbegründet. "Bei Massenentlassungen werden wohl die unmittelbar Betroffenen auf die Straße gehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Arbeiterschaft generell zu mobilisieren ist", sagte Rucht dem "Münchner Merkur". Viele würden sich von solchen Protesten nicht mitziehen lassen.

Deutschland ist nicht Frankreich
Zudem sei es ein Vorteil, dass Deutschland über eine andere Demonstrationskultur verfüge als etwa Frankreich: "In Frankreich warten die Interessengruppen oft lange, bevor sie öffentlich demonstrieren", sagte Rucht. In Deutschland dagegen werde viel häufiger demonstriert, aber eher unauffällig und in kleineren Gruppen. "Der Effekt: Die Luft wird schon früh aus dem Kessel gelassen. Dadurch sinkt der Druck und es staut sich nicht soviel Ärger auf wie in Frankreich, wo er sich explosionsartig entlädt", sagte der Protestforscher.

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