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Conti stimmt Schaeffler-Einstieg zu

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Schaeffler muss sich in den kommenden vier Jahren auf einen Minderheitsanteil beschränken. Zudem darf die Unternehmenspolitik nicht verändert werden.

Die seit Wochen andauernde Übernahmeschlacht um den Autozulieferer Continental ist zu Ende. Wie der deutsche Reifenkonzern bekanntgab, wurde eine "weitreichende Investorenvereinbarung" mit der Gruppe um die in Wien aufgewachsene bayerische Unternehmerin Elisabeth Maria Schaeffler getroffen. Kernpunkt ist die Zusage der Schaeffler-Gruppe, sich in den nächsten vier Jahren auf eine Minderheitsbeteiligung bei Continental zu beschränken. Vorstandschef Manfred Wennemer, der die Übernahme erbittert bekämpft hatte, erklärte im Anschluss an die Vereinbarung seinen Rücktritt.

Übernahme nur Frage der Zeit
Das bayerische Autozulieferunternehmen Schaeffler hatte Bankenkreisen zufolge 16,1 Mrd. Euro aufgetrieben, um die Übernahme seines Konkurrenten zu finanzieren. Vor vier Wochen legte die Schaeffler-Gruppe ein erstes Übernahmeangebot und erklärte, dass es bereits auf 36 Prozent der Conti-Aktien Zugriff habe. Offiziell konnte sich Schaeffler acht Prozent der Aktien zu Preisen weit unter dem offiziellen Angebotspreis von 70,12 Euro sichern. Branchenexperten hegten kaum mehr Zweifel, dass Schaeffler die Übernahme der Semperit-Mutter Continental früher oder später glücken würde. Vor diesem Hintergrund stimmte der deutsche Reifenriese formellen Gesprächen mit Schaeffler zu.

Ex-Kanzler Schröder wird namentlich genannt
Die bis mindestens Frühjahr 2014 geschlossene Vereinbarung enthält zahlreiche Beschränkungen und Auflagen für den künftigen bestimmenden Continental-Eigner. Als Garant für die Interessen aller Beteiligten - einschließlich der Arbeitnehmer - wird darin der frühere deutsche Kanzler Gerhard Schröder namhaft gemacht. Er hat das Recht, "jederzeit gerichtlich und außergerichtlich" die Erfüllung aller Verpflichtungen durch Schaeffler geltend zu machen.

Laut der Vereinbarung muss Schaeffler den Angebotspreis von 70,12 auf 75,00 Euro je Continental-Aktie erhöhen, wodurch die Aktionäre eine Prämie von 39 Prozent im Vergleich zum Aktienkurs vor Bekanntwerden der Übernahmeabsicht bekommen. Schaeffler verpflichtet sich zudem, in den nächsten vier Jahren maximal einen Anteil von 49,99 Prozent an Continental zu halten. Sollte der fränkische Autozulieferer innerhalb dieses Zeitraums seine Anteile wieder veräußern wollen, müsse er einem von Schröder genannten Käufer ein Vorkaufsrecht einräumen.

Keine wichtigen Entscheidungen durch Schaeffler
Formell werden praktisch alle bedeutenden Weichenstellungen im Unternehmen dem Einfluss der Schaeffler-Gruppe entzogen. So verpflichtet sich Schaeffler in der Vereinbarung, die bisherige Strategie und Geschäftspolitik des Vorstands einschließlich des Markt- und Markenauftritts zu unterstützen und keine Verkäufe "oder sonstige wesentliche Strukturmaßnahmen" zu verlangen. Gegen den Willen des Continental-Vorstands sei auch keine Veränderung in Bezug auf Unternehmensform, Sitz, Konzernzentrale, Geschäftsbereiche, Börsennotierung, Dividendenpolitik und Verschuldung möglich. Auch Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge für die Conti-Mitarbeiter sowie die paritätische Mitbestimmung von Arbeitgeber und Arbeitnehmern im Betrieb sind vor einem Angriff durch Schaeffler geschützt. Zudem muss der fränkische Autozulieferer negative Effekte auf Conti-Finanzierungsverträge sowie steuerliche Nachteile, die sich durch die Übernahme ergeben, bis zu einem Betrag von 522 Millionen Euro ausgleichen.

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