Airbus-Chef Thomas Enders sieht durch die zunehmende Dollarschwäche die Existenz des europäischen Flugzeugbauers bedroht.
In einer Rede vor Beschäftigten am Donnerstag im Hamburg bereitete er die Belegschaft daher auf weitere massive Einschnitte vor. "Der rasante Verfall des Dollar ist lebensbedrohlich für Airbus", sagte Enders einem Firmensprecher zufolge. "Der Dollarkurs hat die Schmerzgrenze überschritten." Trotz der Aufträge in Rekordhöhe müsse Airbus mit "gewaltigen Verlusten" rechnen. Bei den Sparmaßnahmen dürfe es keine Tabus mehr geben.
Geschäftsmodell auf dem Prüfstand
Es müsse das gesamte
Geschäftsmodell des Flugzeugbauers auf den Prüfstand gestellt werden. "Bei
dem Verfall des Dollar sind vernünftige Anpassungsprozesse kaum noch
möglich", sagte der Airbus-Chef. Das Management denke nun über "radikale
Maßnahmen" nach, die bereits in den nächsten Wochen auf den Weg gebracht
würden. "Es wird keine Tabus mehr geben", sagte der Manager vor den
Mitarbeitern.
Es stelle sich die Frage, wie viele Zukunftsinvestitionen sich die Tochter des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS noch leisten könne. Alle großen Kostenblöcke würden durchleuchtet. Von Kündigungen oder den Verkauf von Werken über die bisher geplanten hinaus sei allerdings nicht die Rede gewesen, sagte der Airbus-Sprecher anlässlich eines Berichts des "Spiegel-Online" über die Enders Rede.
Lieferverzögerungen
Airbus geriet aufgrund von
Lieferverzögerungen und zahlreichen technischen Problemen zuletzt gegenüber
seinem US-Konkurrenten Boeing ins Hintertreffen. Der starke Anstieg des Euro
gegenüber dem Dollar schwächt das Unternehmen zusätzlich. Airbus hatte
bisher versucht, mit Werksverkäufen und einem rigiden Sparprogramm seinen
Rückstand wiederaufzuholen.
Entscheidungen in Kürze
Zu Entscheidungen soll es in den
nächsten Wochen kommen, sagte der Airbus-Chef. Die Gewerkschaft IG Metall
bestätigte weitgehend die Inhalte der Rede, sieht sie aber gleichzeitig
relativ gelassen. "Enders hat nichts Neues gesagt und ist viele Antworten
schuldig geblieben", sagte Daniel Friedrich, der Sprecher der IG Metall
Küste. Es bleibe offen, was damit gemeint sei, wenn es "keine Tabus" geben
solle. Für die IG Metall stehe angesichts der hervorragenden Auftragslage
von Airbus nicht das Sparen im Vordergrund, sondern die Optimierung der
Produktionsprozesse. Friedrich erinnerte daran, dass Airbus das eigene
Programm "Power8" bisher eher schleppend umsetze.
Schärferer Sparkurs angekündigt
Der Chef der
Airbus-Muttergesellschaft EADS, Luis Gallois, hatte bereits Anfang November
einen schärferen Sparkurs bei Airbus angekündigt. Flugzeuge werden
international in Dollar abgerechnet, ein beträchtlicher Teil der Kosten
fällt jedoch im Euroraum an. "Power8" ist auf einen Eurokurs von 1,35 Dollar
ausgerichtet, mittlerweile steuert der Kurs jedoch bereits auf 1,50 Dollar
zu. Deshalb wurde das Sparziel im Rahmen von "Power8" bereits von 2,1 auf
3,1 Mrd. Euro erhöht. Der umstrittene Verkauf der drei Airbus- Werke Varel,
Nordenham und Laupheim sowie dem EADS-Werk Augsburg dauert länger als
geplant, ebenso wie der geplante Abbau von rund 3.700 Arbeitsplätzen in
Deutschland. Die Airbus-Kapazitäten sind voll ausgelastet und Airbus hat
mehr als 3.000 Flugzeuge herzustellen.