Der frühere Co-Konzernchef wurde wegen Verdachts auf Insiderhandel unter Aufsicht der Justiz gestellt. Auch Co-Chef Enders wird vernommen.
In der Affäre um möglichen Insiderhandel beim europäischen Luftfahrtkonzern EADS ist in der Nacht auf Freitag ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen den früheren Co-Konzernchef Noel Forgeard eröffnet worden. Die auf Finanzdelikte spezialisierte Abteilung des Pariser Gerichts stellte Forgeard unter Justizaufsicht, wie der Anwalt des einstigen Top-Managers, Jean-Alain Michel, vor Journalisten mitteilte. Für eine Kaution in höhe von einer Million Euro wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt.
Privater Vorteil
Forgeard wird verdächtigt, Ende 2005 und Anfang
2006 interne Informationen aus dem Konzern zu seinem privaten Vorteil
genutzt zu haben. Auch Forgeards damaliger Co-Chef, der Deutsche Thomas
Enders, soll einem Zeitungsbericht zufolge in Kürze vernommen werden.
"Gegen Herrn Forgeard wurde von den beiden Untersuchungsrichterinnen nach einer sehr langen Anhörung ein Ermittlungsverfahren wegen Insiderhandels eingeleitet", sagte Michel. Danach kam Forgeard wieder auf freien Fuß. Einzelheiten über die Justizaufsicht, der sein Mandant sich unterwerfen muss, nannte er nicht. Die Staatsanwaltschaft hatte die Hinterlegung einer Kaution gefordert.
Polizeigewahrsam
Forgeard war am Mittwoch in Polizeigewahrsam
genommen und am Donnerstagabend nach 35 Stunden in das Gericht gefahren
worden. Der Gewahrsam darf nicht länger als 48 Stunden dauern - danach muss
entweder förmlich ein Verfahren eingeleitet oder der Verdächtige auf freien
Fuß gesetzt werden. Insiderhandel kann mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und
einer Geldstrafe geahndet werden, die die zehnfache Höhe des erzielten
Gewinns erreichen kann. Forgeard erzielte bei drei Aktienverkäufen im
November 2005 sowie im März 2006 einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro.
Auch Enders verkaufte damals Aktien. Kurz darauf wurden negative Nachrichten aus der EADS-Tochter Airbus bekannt, vor allem weitere Lieferverzögerungen beim Großraumflugzeug A380. In der Folge verloren die Aktien an Wert. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, die Ermittler wollten in Kürze auch den heutigen Airbus-Chef Thomas Enders vernehmen.
Tiefe Krise
Die Lieferverzögerungen beim A380 und hohe Kosten
für eine Neukonzeption des Langstreckenfliegers A350 hatten den Konzern im
Jahr 2006 in eine tiefe Krise gestürzt. In der Folge wurde ein Spar-und
Umstrukturierungsplan unter dem Namen "Power8" entworfen, der auch
zahlreiche Stellenkürzungen vorsieht. Forgeard musste Ende 2006 seinen Hut
nehmen; eine Millionenabfindung für den Manager löste aber gerade angesichts
der Sparmaßnahmen großen Unmut bei der Belegschaft aus.