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"Es wird schmerzhafte Arbeitsplatzverluste geben"

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Beim in Turbulenzen geratenen europäischen Flugzeugbauer Airbus wird es schmerzhafte Arbeitsplatzverluste geben.

Beim in Turbulenzen geratenen europäischen Flugzeugbauer Airbus wird es nach Einschätzung des EADS-Co-Chefs Louis Gallois schmerzhafte Arbeitsplatzverluste geben. Dies kündigte Gallois, der seit Montag auch neuer Airbus-Chef ist, am Dienstag in einem französischen Radiointerview an. Eine Entscheidung über die künftige Struktur des Airbus-Konzerns könnte in einigen Monaten gefällt werden, fügte er hinzu.

Geheimplan der deutschen Regierung
Die deutsche Regierung hat inzwischen die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) damit beauftragt, ein Modell für einen zeitlich befristeten Kauf von EADS-Aktien zu entwickeln. Dies berichteten deutsche Tageszeitungen am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Die staatliche Beteiligungen an dem Konzern soll so ausgestaltet werden, dass dafür keine Aktien der Deutschen Post oder Deutschen Telekom verkauft werden müssen.

Nur bei DaimlerChrysler-Rückzug
Der staatliche Einstieg bei der EADS wird nach den Berichten für den Fall geprüft, dass der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler seinen Anteil an EADS weiter reduziert. Derzeit hält DaimlerChrysler 22,5 Prozent, hat aber bereits angekündigt, den Anteil auf 15 Prozent verkleinern zu wollen. In jedem Fall wolle die Berliner Regierung verhindern, dass der deutsche Einfluss durch den Rückzug von DaimlerChrysler sinke, berichteten die Blätter.

Einstieg nicht ausgeschlossen
Das deutsche Finanzministerium hatte am Vortag einen vorübergehenden Einstieg der KfW bei EADS grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Mit einem Einstieg bei EADS könnte die Regierung ein Gegengewicht zu dem Anteil des französischen Staates schaffen und ihren Einfluss auf Standortentscheidungen des Konzerns erhöhen.

Krise bei Airbus als Auslöser
Die Diskussion um einen Einstieg der KfW bei EADS war durch die aktuelle Krise des Tochterunternehmens Airbus ausgelöst worden. Im Gegensatz zu Deutschland ist der französische Staat an EADS beteiligt: Mit 15 Prozent an EADS ist er der zweitgrößte Anteilseigner nach DaimlerChrysler.

Airbus-Chef zurückgetreten
EADS-Co-Präsident Louis Gallois hat Christian Streiff am Montag als Airbus-Chef abgelöst. Gallois werde seinen Posten an der Doppelspitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns behalten. Am von Streiff entwickelten Spar- und Umstrukturierungsprogramm werde festgehalten, hieß es in einer Mitteilung.

Straffes "Power-8-Programm"
Streiff hatte erst am vergangenen Dienstag sein "Power-8-Programm" vorgestellt, das Einsparungen in Milliardenhöhe vorsieht und von dem auch die sieben deutschen Standorte betroffen sein könnten. Sowohl das Sparprogramm sowie Maßnahmen zur Optimierung des A380-Programms würden einstimmig unterstützt, erklärte das Airbus Board of Directors.

Gallois gilt als Mann es Ausgleichs. Er sitzt seit 2000 im Verwaltungsrat von EADS und wurde erst Anfang Juli zu dessen Co-Chef berufen. Seitdem führt er die Airbus-Mutter zusammen mit Tom Enders, der nun die direkten Management-Verantwortlichkeiten für Airbus abgeben muss. Enders werde künftig für alle Bereiche außer der Airbus-Sparte verantwortlich sein, hieß es in der EADS-Mitteilung.

Streiff war erst im Juli zum Nachfolger von Gustav Humbert berufen worden, den die Lieferverzögerungen beim A380 den Job kosteten. Die Krise führte auch zur Entlassung von EADS-Co-Chef, Noel Forgeard, der im selben Monat von Gallois ersetzt wurde.

Wichtige Entscheidungen
Eine Lösung der Führungskrise war umso dringender geworden, weil bedeutende Entscheidungen bei Airbus getroffen werden müssen: Neben einem Sparprogramm, mit dem wegen der zweijährigen Lieferverzögerungen beim A380 Verluste von 4,8 Milliarden Euro bis 2010 aufgefangen werden müssen, steht ein Beschluss über den Langstreckenjet A350 aus, mit dem sich Airbus gegen Boeing in Stellung bringen will.

Aufschwung für Boeing
Unterdessen fällt Airbus auf dem Weltmarkt weiter hinter Boeing zurück. In den ersten neun Monaten bekamen die Europäer Aufträge für 226 Flugzeuge. Darunter waren alleine 190 der A320-Familie, aber kein einziger A380. Boeing holte in der gleichen Zeit Aufträge für 666 Flugzeuge herein.

Bei den Auslieferungen hatte Airbus mit 320 Maschinen noch die Nase vor Boeing mit 295 Flugzeugen. Nach der erneuten Verzögerung des A380 verbessert Boeing allerdings die Position seines Jumbos. Am Sonntag bestellte der größte A380-Kunde Emirates 20 Frachter des Typs Boeing 747-8, davon zehn fest.

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