Die SMS-Roamingkosten sollen fallen. Die Mobilfunker sehen Eigennutz dahinter - Sie glauben, man will nur die Kosten der Eurokraten reduzieren.
Die Telekommunikationsminister der 27 EU-Staaten werden sich voraussichtlich bei ihrem heutigen Treffen in Brüssel auf eine Senkung der Tarife für SMS-Nachrichten aus dem Ausland einigen. Die Minister sind offenbar mit dem Vorschlag der EU-Kommission weitgehend einverstanden. Die Kommission will die Kosten mit 0,11 Cent pro SMS zuzüglich Mehrwertsteuer begrenzen. Auch die Obergrenzen für Handytelefonate aus dem Ausland sollen weiter fallen.
Günstiger SMSen
Die EU-Kommission hat im Oktober
vorgeschlagen, die Tarife für Textnachrichten vom Handy aus dem Ausland mit
0,11 Euro zu deckeln, nachdem die Mobilfunkbetreiber die Kosten nicht
ausreichend gesenkt haben. In der EU wurden 2007 rund 2,5 Milliarden SMS
verschickt und dafür 800 Mio. Euro ausgegeben. Bei Datenroaming deckelt die
EU-Kommission vorerst nur die Großhandelspreise mit einem Euro pro Megabyte,
Handykunden müssen im Ausland aber automatisch über die Entgelte informiert
werden.
Billiger telefonieren
Seit Sommer 2007 gelten in der EU
Obergrenzen für Telefonate mit dem Mobiltelefon im Ausland. Derzeit dürfen
getätigte Handy-Anrufe in der EU nicht mehr als 46 Cent (exkl. Mwst.) und
eingehende Anrufe nicht mehr als 0,22 Cent (exkl. Mwst.) kosten. Diese
Obergrenzen wollen die Minister nun bis 2012 noch weiter abgesenken. Die
nächsten Verbilligungen sollen ab 1. Juli greifen, anstatt wie bisher erst
Ende August. Außerdem müssen die Betreiber die Gespräche künftig - abgesehen
von einer halben Minute für den Verbindungsaufbau - sekundengenau abrechnen.
Will sich EU selbst was sparen?
Das Europa-Parlament muss der
Verordnung ebenfalls noch zustimmen, was spätestens im Mai erfolgen wird.
Diplomaten erwarten jedoch auch dort wenig Widerstand. Die heimischen
Mobilfunker hingegen meinen, dass sich die oft kritisierte EU auf Kosten der
Unternehmen profilieren will und es nebenbei darum ginge, die
Kostenbelastung der "Eurokraten" zu senken. Die Zeche würden die Kunden bei
Inlandstelefonaten zahlen.
Gemeinsamer EU-Regulator scheitert
Schwieriger gestaltet sich die
Einigung auf eine weitere Harmonisierung der EU-Telekommärkte. Die
EU-Kommission hatte im Vorjahr ein Gesetzespaket vorgeschlagen, das unter
anderem die Einrichtung einer EU-Telekom-Aufsicht und mehr Mitspracherechte
für Brüssel bei der Nutzung von frei werdenden Frequenzen vorgesehen hätte.
Nachdem bereits das EU-Parlament die neue Agentur auf etwa ein Fünftel
zusammengestrichen hat, wollen die EU-Staaten überhaupt keine neue Agentur,
sondern nur eine formalisierte Zusammenarbeit der nationalen
Telekom-Regulatoren. Nur Schweden und Großbritannien sollen noch an den
Kommissionsplänen festhalten, könnten aber überstimmt werden. Auch die
erzwungene Abtrennung der Netze bei Wettbewerbsproblemen soll nun noch als
letzter Ausweg vorgesehen werden.