Fünf Jahre nach Einführung der Euro-Banknoten hat die europäische Währung den US-Dollar als wichtigste Bargeldwährung der Welt verdrängt.
"Zum ersten Mal hat der Euro den Dollar wertmäßig überholt", sagte ein Sprecher der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt. Stückmäßig liege aber weiterhin der Dollar vorn, der mit 1-Dollar-Scheinen über kleinere Noten als der Euro verfügt.
614 Milliarden Euro im Umlauf
Mitte Dezember waren nach
EZB-Angaben Euro-Scheine im Wert von 614 Mrd. Euro weltweit im Umlauf. Dem
standen zeitgleich Dollar-Scheine im Wert von umgerechnet 590 Mrd. Euro (776
Mrd. Dollar) gegenüber, wie die Webseite der US-Notenbank Federal Reserve
zeigt.
EZB betont "neutrale Position"
Die EZB wollte diese
Entwicklung nicht kommentieren. Die Notenbank, die über die Versorgung der
Wirtschaft mit Euro wacht, betont stets ihre neutrale Position zur
internationalen Rolle der europäischen Gemeinschaftswährung und will den
Gebrauch weder fördern noch behindern.
Bargeld versus Kreditkarte
"In Europa ist Bargeld sehr
populär, während man in den USA schon den Zeitungskauf mit Kreditkarte
bezahlt und gar keine Scheine mehr in der Geldbörse hat", sagt
Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank. Deshalb sei in den USA viel
weniger Bargeld im Umlauf.
Dollar bleibt Welt-Leitwährung
Obwohl der Euro im
Bargeldverkehr aufholt, bleibt der Dollar nach Expertenansicht unangefochten
die Weltleitwährung. Bei der Wirtschaftskraft liegen die USA weiter vor
Europa, und der US-Finanzmarkt ist sehr viel größer als der im Euro-Raum.
Auch als Anlagewährung steht der Dollar immer noch mit großem Abstand an
erster Stelle.
Euro-Reserven steigen weiter
Nach Zahlen der EZB hielten die
Zentralbanken der Welt 2005 rund 66 Prozent ihrer Reserven in Dollar und nur
24,3 Prozent in Euro. Dennoch legt der Euro zu, denn Ende 1999 betrug sein
Anteil an den weltweiten Reserven erst 18 Prozent. Immer mehr Staaten
kündigen an, statt Dollar Euro in ihr Portfolio zu nehmen, zuletzt die
Vereinigten Arabischen Emirate.