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Fed bewahrt Bear Stearns gerade noch vor Kollaps

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Die US-Bank Bear Stearns stand vor massiven Liquiditätsproblemen. Die Fed und JP Morgen sprangen ein und konnten einen Kollaps verhindern.

Die Bear Stearns Companies haben am Freitag ihre Verluste deutlich ausgeweitet und zuletzt 47,37 Prozent auf 30 US-Dollar (19,3 Euro) verloren - den tiefsten Stand seit über zehn Jahren. Die US-Investmentbank JP Morgan und die amerikanische Notenbank (Fed) beschlossen daraufhin, Bear Stearns kurzfristig Gelder zur Verfügung zu stellen, um einen finanziellen Engpass zu verhindern. Bear Stearns erklärte, seine Liquiditätspositionen hätten sich in den vergangenen 24 Stunden "signifikant" verschlechtert. Eine "Vielzahl von Marktgerüchten" über die Zahlungsfähigkeit der Firma habe die Lage zusätzlich verschärft. Durch die Unterstützung konnte die Bear Stearns vor einem möglichen Kollaps bewahrt werde. Die Versorgung mit Liquidität sei für bis zu vier Wochen nötig, teilte JPMorgan Chase am Freitag mit. Bis dahin wolle die Großbank der Investmentbank helfen, eine dauerhafte Sicherung von Liquidität zu finden.

Langfristige Zusammenarbeit erwünscht
Bear Stearns steht wegen riskanter Investitionen in den Markt für minderwertige US-Immobilienhypotheken (Subprimes) unter Druck. Die Abschreibungen gehen in die Milliarden. Nach Angaben von Bear-Stearns-Chef Alan Schwartz verhandelt das Unternehmen derzeit mit JPMorgan Chase über eine dauerhafte finanzielle Zusammenarbeit. JPMorgan Chase bemühte sich, mögliche Sorgen der Aktionäre über das Geschäft zu zerstreuen. Die Zusammenarbeit mit Bear Stearns stelle "kein materielles Risiko" dar, erklärte das Geldhaus.

Aktieneinbrüche über 50 Prozent
Zunächst habe die Erleichterung überwogen, erklärte ein Börsianer die vorbörslichen Kursgewinne. Dann sei den Anlegern aber klar geworden, dass mit Bear Stearns die erste Großbank vor dem Abgrund gestanden habe, und es habe sich die Frage gestellt, warum Bear Stearns die Finanzhilfe überhaupt brauche. Die Bear-Stearns-Aktien brachen an der New Yorker Börse zeitweise um fast 50 Prozent ein. Auch der deutsche Aktienindex DAX wurde von der Krise um Bear Stearns belastet. Er sank zuletzt um 1,47 Prozent auf 6.404,70 Punkte.

"Unterstützt Misstrauen in Finanzsystem"
In den vergangenen Tagen hatte es wiederholt Gerüchte an den Finanzmärkten gegeben, Bear Stearns habe Liquiditätsprobleme. Ein Grund dafür seien gestiegene Kosten zur Absicherung von Schulden. Ein führender Manager des Konzerns hatte am 10. März die Gerüchte als "absolut lächerlich" zurückgewiesen. Am 12. März hatte Bear Stearns erklärt, das Institut habe genügend Liquidität und man sei mit den Gewinnschätzungen der Analysten für das erste Quartal zufrieden. "Die heutige Nachricht macht deutlich, dass den Dementis von Bear Stearns in der vergangenen Woche nicht zu trauen war. Das unterstützt natürlich das Misstrauen in das globale Finanzsystem", befanden Analysten am Freitag.

Angesichts der US-Hypothekenkrise musste Bear Stearns im vierten Quartal 2007 wegen hoher Abschreibungen den ersten Verlust der Firmengeschichte ausweisen. Die Investmentbank hatte sich mit schlecht besicherten Hypotheken kräftig verspekuliert und schickte im Sommer Schockwellen durch die globalen Finanzmärkte, als zwei ihrer Hedgefonds zusammenbrachen.

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