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Feldtreibstoff für die Autofahrer

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Landwirte als Ölmagnaten? Der Treibstoff der Zukunft könnte vom Acker kommen. Die Bioethanolproduktion in Österreich soll ausgebaut werden.

Seit fast einem Jahr wird Diesel ein fünfprozentiger Zusatz von Raps verabreicht ("Biodiesel") und nun soll auch Bioethanol in den Tank kommen. Der Unterschied zwischen Biodiesel und Bioethanol: Ersteres wird aus pflanzlichen oder tierischen Ölen hergestellt, letzteres aus Gärungsalkohol von sämtlichen Getreidesorten und Zuckerrüben.

Bioethanol erbrennt CO2-neutral
Ob das Tanken durch den " Feldtreibstoff" teurer oder billiger wird, hängt von der Besteuerung und der Entwicklung des Ölpreises ab. Für einen langfristigen Erfolg müsse es jedenfalls Steuerbegünstigungen geben, betonte der Chef des Zuckerkonzerns Agrana, Johann Marihart. Während noch nicht klar ist, ob sich das Geldbörsel freuen wird, steht ein Gewinner schon fest: Die Umwelt. Bioethanol verbrennt CO2-neutral, biologisch abbaubar und ohne giftige Bestandteile.

Heimische Produktion

Im Gegensatz zu Biodiesel könnte der Bedarf von Bioethanol fast ausschließlich aus österreichischer Produktion gedeckt werden. Bei Biodiesel wird rund drei Viertel des Raps importiert. Wie viel Bioethanol künftig allerdings tatsächlich aus heimischer Landwirtschaft kommen wird, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Die Agrana, die gerade das größte europäische Bioethanolwerk im niederösterreichischen Pischelsdorf errichtet, will fast ganz auf heimische Ware setzen, was die Bauern nicht so recht glauben möchten. Erst kürzlich teilte die niederösterreichische Landwirtschaftskammer mit, dass sie nur mit einer 50-prozentigen Abdeckung aus österreichischem Anbau rechnet.

Brasilien ist Weltmarkführer
Vorreiter und Weltmarktführer bei Bioethanol ist Brasilien, wo die Autobesitzer schon seit 1975 auf Sprit aus Zuckerrohr schwören. Die brasilianische Bioethanolproduktion würde den Gesamtbedarf Europas abdecken.

Damit nicht der billige Bioethanol aus Südamerika den europäischen Markt überschwemmt, fordert die Agrana bereits einen "Außenschutz" . Genau das ist einer der zentralen Streitpunkte bei den WTO-Verhandlungen, wo Südamerika und die USA, ebenfalls ein Bioethanol-Pionier, eine Öffnung der europäischen Märkte fordern. Marihart rechnet damit, dass rund 10 Prozent des EU-Bioethanolbedarfs vom Zuckerhut kommen wird.

Chance für die Bauern
Dabei hoffen die europäischen Bauern, sinkende Einkommen durch langsam weniger werdende Subventionen mittels Energieproduktion zu kompensieren. Derzeit wächst auf den europäischen Äckern um 30 Millionen Tonnen Getreide zu viel, obwohl 10 Prozent der Anbauflächen teilweise mittels Förderungen stillgelegt wurden.

Rund die Hälfte des EU-Budgets fließt derzeit in Agrarsubventionen. Der steigende Getreidebedarf kann laut dem Agrana-Chef durch die Nutzung der Stilllegungsflächen abgedeckt werden. Neue Ackerflächen seien nicht notwendig. Marihart rechnet damit, dass in zwei bis drei Jahren zehn Prozent der heimischen Ackerfläche für die Bioenergieproduktion (Bioethanol, Biodiesel, Biogas) genutzt werden. Das wären rund 140.000 Hektar.

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