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Fiat-Clan auf der Überholspur

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Während die Agnelli-Erben eine neue Auto-Nr.1 für Europa schmieden, wollen Gewerkschaften und Opel-Händler lieber Magna als Partner.

Lapo und John Elkan, die Enkel des legendären Langzeitchefs und Eigentümers von Fiat, Gianni Agnelli, waren bisher eher als Partylöwen denn als Auto-Strategen bekannt. Nun stehen sie aber vor dem Sprung zur Nummer eins der Branche in Europa, größer als die VW/Porsche-Dynastie Porsche-Piëch: Ihr Traditionsunternehmen Fiat will nach Chrysler jetzt Opel übernehmen, inklusive der General Motors-Europatöchter Saab und Vauxhall.

Fiat-Chef Sergio Marchionne würde damit den zweitgrößten Autokonzern nach Toyota schaffen, mit 80 Milliarden Euro Umsatz und sieben Millionen Autos Jahresproduktion. Doch der Fiat-Boss, der sein Konzept gerade in Deutschland als „Hochzeit im Himmel“ der Regierung anpreist, trifft auf zahlreiche Skeptiker.

Sorgen um Jobs
Ebenfalls an Fiat interessiert ist Frank Stronachs Magna-Konzern, der russische Partner für den Opel-Einstieg an Bord geholt hat. Magna punktet vor allem bei den Gewerkschaften, die unter Fiat einen Jobabbau befürchten.

Sie üben Druck auf den deutschen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg aus, dem Marchionne das Konzept vorgelegt hat. Der Fiat-Chef will offenbar alle vier Opel-Werke erhalten. Allerdings räumt Marchionne ein, dass die Belegschaft verkleinert werden muss.

Auch die Opel-Händler muss er noch überzeugen. „Wir präferieren Magna als Partner“, sagt Österreichs Händler-Sprecher Helmut Günther, der aber betont: „Man muss schauen, wie das Konzept konkret aussieht.“

„Selbst nicht stark."
Die österreichischen Händler (255 Standorte, 3.700 Mitarbeiter) sehen sich grundsätzlich mit allen übrigen europäischen Opel-Verbänden einer Meinung: Es gebe zu viele Doppelgleisigkeiten bei den Autos von Fiat und Opel. Und: Fiat sei selbst kein starkes Unternehmen.

Die 4.000 europäischen Opel-Händler (120.000 Arbeitsplätze) halten am 15. Mai in Wien ihre internationale Verbandstagung ab. Prinzipiell wollen die Händler über einen Fonds bis zu 20 Prozent von Opel erwerben und so zur Sanierung beitragen. Fiat war in der Vergangenheit allerdings nicht gerade für sehr viel Mitsprache des Vertriebs, also der unabhängigen Händler, bekannt. Von Magna erhofft man sich mehr.

Das letzte Wort hat GM: Magna soll gemeinsam mit russischen Partnern fünf Milliarden Euro für Opel bieten, deutlich mehr als Fiat mit einer Milliarde. Klar ist aber auch: Als Autozulieferer wird es sich Stronach auf keinen Fall mit Opel und Fiat verderben wollen, egal wer den Zuschlag erhält.

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