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Fünf Millionen Franzosen im Dunkeln

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Der Eiffelturm glitzerte weiter, und die Pariser Prachtavenue Champs-Elysees blieb für die Flanierer am Samstagabend hell erleuchtet.

Fünf Millionen Franzosen - und darunter durchaus auch viele Pariser - erlebten dagegen eine knappe Stunde im Dunkeln.

Zalhreiche Fahrstühle steckengeblieben
Wohl dem, der nicht gerade in einem Aufzug steckte, als in weiten Teilen Europas der Strom ausfiel. Allein bei den Feuerwehrleuten der Kaserne Porte de Champerret klingelte es Dutzende Male, weil Pariser aus ihren Fahrstühlen befreit werden wollten. Zu Panikszenen kam es dabei nicht, lobten die Nothelfer.

Doch mussten sie die Bevölkerung vor Mitternacht aufrufen, nicht die Standardnummer anzurufen, weil sonst wirklich dringende Fälle nicht durchkämen. Krankenhäuser und selbst feine Hotels waren sowieso durch Notstromaggregate gesichert.

Europäisches Blackout knapp verhindert
"Wir sind um eine Handbreit an einem europäischen Blackout vorbeigeschrammt", beschrieb Vorstandsmitglied Pierre Bornard vom französischen Stromzulieferer RTE noch in der Nacht die gigantische Panne wegen eines riesigen Energiedefizits: "Wie ein Kartenhaus" habe sich der Stromausfall in Westeuropa ausgebreitet - weil automatische Sicherheitssysteme " brutal die Zufuhr sperrten", um einen Kollaps zu verhindern und um für ein Gleichgewicht in der Versorgung zu sorgen.

"Das ist der einzige Hebel, den wir haben, um einen völligen Zusammenbruch abzuwenden", erläuterte Bornard. "Alles hat sich in wenigen Sekunden abgespielt." Das Stromnetz in Europa sei inzwischen engstens verzahnt: "Alles ist eine einzige Maschine, und alle sind solidarisch." Die Hochspannungsleitungen kennen schon lange keine Grenzen mehr, also sind vor allem Nachbarn als allererste betroffen.

Zugverspätungen und Kritik an Privatisierung von Strom
Glimpflich ist diese automatische "Solidaraktion" im Land mit vier Fünftel Atomstrom ausgegangen, das abends wegen der ungewohnten Kälte in Europa zunächst sogar noch Elektrizität exportiert hatte. Zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszüge kamen mit 30 bis 60 Minuten Verspätung an. Zwar verbrauchten die Franzosen selbst vor der Panne mehr Strom als vom Energieriesen EDF zuvor angenommen, etliche waren jedoch noch nicht aus den Herbstschulferien zurückgekehrt.

Für die französischen Grünen bot sich angesichts der dunklen Lage gleich die Chance, von neuem gegen eine Privatisierung der Energie "nach den Gesetzen des Kapitalismus" zu Felde zu ziehen. So habe Frankreich im heißen Juli Strom aus dem Ausland kaufen müssen, "obwohl man uns immer sagt, dass die französischen Kernkraftwerke für ständige Versorgung ausreichen."

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