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Grasser verteidigt Aktien-Rückkauf

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Für Julius Meinl ist die Krise der Immo-Gesellschaft Meinl European Land noch lange nicht ausgestanden. Es brodelt an allen Ecken und Enden.

Nur wenige Tage nach seinem Engagement fliegen zwischen Rupert-Heinrich Staller, dem neuen Sprecher der Meinl European Land (MEL), und Julius Meinl V. schon wieder die Fetzen. Banker Meinl hat Staller, der nach der Aktienrückkauf-Affäre absolute Transparenz verspricht, Redeverbot erteilt. Doch der hält sich nicht daran, was Meinl auf die Palme bringt.

Grasser: "Nichts falsches"
Der ehemalige Finanzminister und nunmehrige Meinl International Power (MIP)-Chairman Karl-Heinz Grasser kann an dem umstrittenen Rückkauf von 88,8 Millionen Zertifikaten von MEL nichts falsches erkennen: "Das war nicht unanständig, das war rechtlich vollkommen in Ordnung." Dass dem Unternehmen und ihm ein Schaden durch die Turbulenzen entstanden sein könnte, glaubt Grasser jedenfalls nicht. "Beide Namen stehen für nachhaltigen Erfolg", so seine Einschätzung. Der Kurssturz der Meinl-Aktien sind für Grasser eine "irrationale Übertreibung" der Märkte. Die Substanz des Unternehmens stimme, sagte Grasser laut "Kurier-Interview". Daher brauche man sich um die Meinl-Aktie keine Sorgen machen.

Schwere Vorwürfe
Dennoch: Es brodelt bei der Immobiliengesellschaft, die seit Juli 37 Prozent an Wert verlor, an allen Ecken und Enden. Der frühere Sprecher und MEL-Konsulent Francis Lustig und Johann Mantler, Vorstand der Managementgesellschaft, ärgern sich nach ihrem Rücktritt, dass Meinl Gerüchte um einen Hinausschmiss nicht dementierte. Jetzt bricht Lustig sein Schweigen: "Wir legen Wert auf die Feststellung, dass wir zurückgetreten sind, weil wir die völlig sinnlose Rückkaufaktion nicht mittragen konnten."

Für 1,8 Milliarden Euro kaufte die MEL zwischen Mai und August eigene Aktien zurück, ohne die Aktionäre zu informieren - und auch ohne Lustig oder Mantler, die vor allem den Vertrieb des Papiers aufgebaut hatten, zu informieren. "Unter diesen Umständen musste ich gehen", erklärt Lustig und kritisiert Julius Meinl scharf: "In nur vier Monaten wurden fünf Jahre erfolgreiche Aufbauarbeit beschädigt." Er glaubt nun nicht mehr an die Perspektive schnellen Wachstums und eines Aufstiegs unter die drei größten Immobilienfirmen in Europa.

Als die Immo-Papiere wegen der US-Hypothekenkrise zu fallen begannen, wurden massiv MEL-Aktien rückgekauft. Laut ÖSTERREICH-Informationen landeten diese ursprünglich in einem eigens dafür gegründeten Investmentfonds. Die Idee war, die Aktien nach einer Entspannung der Situation wieder zu veräußern.

Schaden für Anleger
Weil aber die Kurse weiter rasselten, mussten die Papiere dann offiziell in die MEL übernommen werden. Möglich war das eigenmächtige Handeln, weil die MEL auf Jersey firmiert und es sich rechtlich nicht um Aktien, sondern Zertifikate handelt. Das Eigenkapital der MEL hat sich so - zum Schaden aller Aktionäre - von fünf auf 3,2 Milliarden Euro reduziert.

Durchgeführt soll die Rückkauf-Aktion MEL-Finanzvorstand Stephan Visy haben – mit Julius Meinl und Meinl-Bank-Topmanager Robert Kofler im Hintergrund. Entgegen Meinls Behauptung, die Bank sei nur kleiner Aktionär der MEL, sagt ein Insider: "Die Gesellschaft wurde immer wie eine Bank-Tochter geführt."

Manipulation?
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) untersucht nun im Hinblick auf Kursmanipulation - und ob der MEL-Kurs im Zusammenhang mit dem Börsegang der Meinl European Power (MIP) hochgehalten werden sollte. Es ist zumindest verdächtig, dass die Investition der 1,8 Milliarden zwei Tage nach dem Ende der Zeichnungsfrist für die MIP, wo auch Karl-Heinz Grasser an Bord ist, bekannt wurde.

Sieht die FMA eine Verbindung, wird es sehr ernst für Meinl. Aber auch sonst bleibt die MEL-Aktie langfristig beschädigt.

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