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Großer Erklärungsbedarf bei Meinl

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Die Aktionäre des Meinl-Immobilienfonds MEL sind über die teuren Aktienrückkäufe verärgert. Die FMA hat bereits eine Prüfung eingeleitet.

Der prominente Wiener Bankier Julius Meinl V. wird in nächster Zeit einigen Erklärungsbedarf haben. Die auch von ihm auf der Homepage des Unternehmens stark beworbenen Aktien der Meinl European Land (MEL) haben ein Kursgemetzel hinter sich, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen bis Ende Juni 2007 um 1,1 Milliarden Euro 17 Prozent der eigenen Aktien zurückgekauft hat. Das sind über drei Viertel der Mittel aus einer Kapitalerhöhung Anfang des Jahres, die eigentlich in neue Projekte hätten investiert werden sollen.

Anleger am Zug
Die Aktien-Rückkaufaktion erfolgte während der internationalen Krise der Immobilienaktien, ohne die Aktionäre vorher zu informieren. Die sind jetzt sauer und verkauften ihre Papiere massenhaft. Ob Meinl dem Ärger der Anleger gegensteuern kann, wird sich ab heute an der Börse zeigen. Bleibt der MEL-Fonds auf Talfahrt, wird es langsam eng.

Schlechte Optik
Dass der Aktion-Rückkauf einen verheerenden Eindruck bei den Meinl-Aktionären hinterlassen hat, gibt auch der Nachfolger des Ende letzter Woche überraschend aus dem Unternehmen ausgeschiedenen MEL-Sprechers Francis Lustig, der frühere Aktionärsvertreter Rupert-Heinrich Staller, zu: "Das sieht nicht besonders toll aus, aber es ist nicht immer alles so, wie es aussieht." Ungeklärt ist allerdings, ob nach dem 30. Juni weitere der insgesamt 300 Millionen MEL-Papiere rückgekauft wurden.

Finanzmarktaufsicht (FMA) prüft
An der Aufklärung der Affäre sind nicht nur die Meinl-Aktionäre interessiert, auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) prüft, ob aktienrechtliche Bestimmungen verletzt wurden. Denn die MEL-Papiere notieren an der Wiener Börse, auch wenn die Gesellschaft ihren Sitz in der Steueroase Jersey hat. Die Frage sei, ob Insiderbestimmungen verletzt wurden und welches Recht zur Anwendung komme, so ein FMA-Sprecher zur Nachrichten­agentur Bloomberg.

Sammelklagen möglich
Das niederländische Analysehaus Kempen & Co stellt dem MEL-Management ein verheerendes Zeugnis aus: Internationale und österreichische Aktionäre würden durch die bisher gelieferten Erklärungen ganz offensichtlich nicht ernst genommen. Es sei nicht auszuschließen, dass es zu Sammelklagen österreichischer Privatinvestoren gegen die Meinl Bank und MEL kommen könnte.

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