Weil sich die Verdachtslage während der Ermittlungen erhärtet habe, sei es gestern zu „intensiven Eingriffsmaßnahmen“ gekommen, so die Staatsanwaltschaft.
Spektakuläre Polizeiaktion rund um Julius Meinl V.: Gestern durchsuchte die Wiener Kriminalpolizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Zentrale der Meinl Bank am Wiener Bauernmarkt, zeitgleich gab es weitere Hausdurchsuchungen an Firmenadressen des Meinl-Imperiums. Auf der Suche nach Geschäftsunterlagen knöpften sich die Beamten außerdem Privatanwesen des Milliardärs vor. Hintergrund ist der Betrugsverdacht gegen den Bankier wegen der Affäre um die ehemalige Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL, siehe rechts).
13 Adressen, 60 Beamte
Gerhard Jarosch, Sprecher der
Staatsanwaltschaft Wien, bestätigt ÖSTERREICH: „Es gab Hausdurchsuchungen an
13 Adressen in Österreich und an einem Standort in Bratislava.“ Dort hatte
die frühere Managementgesellschaft der MEL ein Büro. Im Einsatz waren 60
Beamte und drei Staatsanwälte.
„Verdachtslage erhärtet“
In der Causa MEL wird
bereits seit mehr als einem Jahr ermittelt. Es gebe zwar keine neuen
Sachverhalte, aber: „Unsere Ermittlungen haben die Verdachtslage erhärtet“,
sagt Jarosch. Die Sachlage habe sich für die Staatsanwaltschaft so weit
verdichtet, dass es ausreichend für diese „intensiven Eingriffsmaßnahmen“
gewesen sei.
„Gutes Material“
Die Einsatzkräfte stellten vor Ort
Unterlagen sicher, zum großen Teil in Form elektronischer Datenträger. Diese
Unterlagen werden nun genau geprüft und „abgeglichen mit dem, was wir
wissen“, so Jarosch: „Was wir bis jetzt gesehen haben, scheint gutes
Material zu sein.“
Es wird auch weitere Einvernahmen geben. Dass die Hausdurchsuchungs-Aktion erst jetzt erfolgt sei, begründet Jarosch damit, dass es bei komplexen Wirtschaftssachen länger dauere, „bis wir etwas zusammen haben und wissen, was wir brauchen.“ „Erfahrungsgemäß finden wir auch nach langer Zeit noch etwas“, meint Jarosch.
„Medienwirksame Aktion.“
Julius Meinl V. selbst war
laut Jarosch bei der Durchsuchungsaktion anwesend. Die Meinl Bank betonte
gestern, sie kooperiere in vollem Umfang mit den Behörden und sei selbst an
einer raschen Aufklärung der Vorwürfe interessiert. Aber: „Aus unserer Sicht
gibt es keinen sachlichen Grund, 18 Monate nach Einleitung der Untersuchung
jetzt ohne neue Fakten medienwirksam eine Hausdurchsuchung durchzuführen“,
heißt es bei der Bank.
Gerüchten zufolge sollen Journalisten schon am Montag über die angesetzte Razzia informiert worden sein, erklärt Meinl-Anwalt Herbert Eichenseder.
Fakt ist: Schon seit Jänner 2008 gibt es den Bericht der Nationalbank, außerdem liegen etliche Darstellungen der Finanzmarktaufsicht vor. Man habe stets rechtskonform gehandelt, betont das Unternehmen.