Geld

Grassers einsamer Kampf bei Meinl

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Julius Meinl und K.-H. Grasser müssen einen Frontalangriff von Heuschrecken und aufgebrachten Kleinanlegern abwehren. Der Showdown steht bevor.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, dubiose Rückkaufaktionen, ein brisanter Bericht der Notenbank und abstürzende Börsenkurse: Im Meinl-Reich geht es rund. Kaum ein Unternehmen sorgt für so viele Schlagzeilen wie Meinl European Land (MEL), Meinl Airports International (MAI) und Meinl International Power (MIP).

Abgetaucht
Julius Meinl V ist mit Ausbruch der Probleme aus der Öffentlichkeit abgetaucht. Dafür steht jetzt Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Mittelpunkt der Fehde. Als MIP-Manager muss er einen Übernahmeversuch aufständischer Kleinaktionäre und ausländischer Investmentgesellschaften abwehren. Selbst wenn dem gewandten Kommunikator das gelingt, ist sein Verbleib bei der MIP höchst ungewiss – auch wenn er genau das anstrebt.

Bei dem Kampf um die Energie-Gesellschaft MIP geht es um Macht und Geld. Aufständler wie der Wertpapierexperte Alexander Proschofski oder Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger sehen Julius Meinl und seine Bank als Abzocker: Über eine Investmentgesellschaft sahne er die MIP ab. Außerdem habe er für die Nutzung des inzwischen ja gar nicht mehr so guten Namens Meinl viel zu lange überhöhte Gebühren kassiert. Die ganze Gebarung der MIP ist ihnen zu intransparent. Deshalb wollen sie bei der Hauptversammlung am 28. Juli bei einem von langer Hand geplanten Putsch das MIP-Management inklusive KHG absägen und eigene Leute installieren.

Grasser wehrt sich
Grasser und Ex-Verbund-General Hans Haider, der nun ebenfalls um seinen guten Namen bangen muss, halten dagegen. Sie bieten den Aktionären ein Restrukturierungspaket an, sollten sie ihnen die Treue halten: Alles soll klarer und transparenter werden, der Name Meinl aus der Firmenbezeichnung verschwinden.

Ein Zugeständnis an die Aktionäre wäre auch der Verkauf der MIP-Managementgesellschaft durch die Meinl Bank an die MIP selbst, womit Julius Meinl höchstens noch eine Rolle wie jeder andere Aktionär spielen könnte.

Karriere-Knackpunkt
Für Grasser könnte Verkauf dieser Gesellschaft zum Knackpunkt seiner Karriere nach der Politik werden: Er hält 33 Prozent an ihr, womit ihm aus dem Erlös am Papier elf Millionen Euro zustünden. Dass er diese Summe wirklich kassieren würde, will er aber nicht bestätigen: „Ich habe Verträge mit der Meinl Bank, die ich nicht kommentieren werde.“.

Auch wenn Grasser betont, dass er weiter für die MIP und ihre Anleger tätig bleiben will, ist sein Abgang doch mehr als wahrscheinlich.

Zu erwarten ist aber, dass Grasser, der Julius Meinl V oft und gerne als „hervorragenden Banker“ lobt, in dessen Reich verbleiben wird. Auch eine Rückkehr in die Politik ist trotz seiner Dementis nicht ausgeschlossen.

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