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Schicksalstag für Grasser bei Meinl

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Kritische Investoren wollen bei der Hauptversammlung der MIP das aktuelle Führungsteam absetzen. SP-Jarolim forderte Unterstützung von Molterer.

Montag ist Schicksalstag für Karl-Heinz Grasser. Bei der Hauptversammlung der Meinl International Power (MIP) in Wien wollen kritische Investoren einen Umsturz herbeiführen und KHG sowie die meisten MIP-Direktoren absetzen. Die Rebellen kritisieren eine undurchsichtige Geschäftsgebarung der MIP, die enge Verflechtung mit der Meinl-Bank und überhöhte Gebührenzahlungen an selbige, sowie eine nicht den Ankündigungen entsprechende Investitionspolitik.

Offener Brief an Molterer
Im Vorfeld dieser Hauptversammlungen wandte sich der Justizsprecher der SPÖ, Hannes Jarolim, mit einem Offenen Brief an Finanzminister Vizekanzler Wilhelm Molterer (V). Der "gewissermaßen nicht völlig unzuständige Bundesminister für Finanzen" solle tätig werden und die zahlreichen Geschädigten unterstützen, fordert Jarolim. Der "ebenfalls nicht völlig unzuständige Bundesminister für Wirtschaft, Martin Bartenstein", sei nämlich bis dato nicht engagiert gegen die "Ungerechtigkeiten" aufgetreten, kritisiert der SP-Abgeordnete.

Der Wirtschaftsgruppe um Julius Meinl V., insbesondere dem Bankhaus Meinl-Bank AG, sei es gelungen, anlässlich der Emission von Wertpapieren der "Meinl European Land" (MEL), einem breiten Publikum zu vermitteln, dass es sich bei dieser Veranlagungsform um eine extrem sichere, mit einem Sparschwein vergleichbare Sparform handle, wobei sogar von Mündelsicherheit gesprochen wurde. Zahlreiche Österreicher hätten einen Großteil des Vermögens im Glauben an Julius Meinl V. in MEL investiert - darunter auch der ÖVP-Bürgermeister des burgenländischen Oberschützen, der gegen den Widerstand politischer Mitbewerber Gelder der Gemeinde zu deren nunmehrigem massiven Schaden in MEL veranlagt habe.

Nicht zuletzt auch angetrieben durch die heftige Bewerbung der sogenannten dritten Säule der Pensionsvorsorge, also dem eigenständigen Ansparen durch die seinerzeitige unter den vormaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) agierende Bundesregierung, hätten viele Menschen des Landes in "Meinl-Produkte" investiert.

„Anleger-Abzocke“
Ähnlich wie bei der Immo-Gesellschaft Meinl European Land (MEL) haben Anleger bei der MIP (wie auch der Meinl Airports International MAI) viel Geld verloren. Vor einem Jahr ging die MIP mit einem Ausgabekurs von 10 Euro an die Börse – aktuell notieren die Papiere bei 6,45 Euro. Die Kritiker sprechen von „Anleger-Abzocke“ nach einem „System Meinl“.

Analog zur MEL sollen laut Plan von MIP-Boss Hans Haider (Ex-Verbundchef) alle Verbindungen zur Meinl Bank gekappt werden. Die Verträge mit der MIP-Managementgesellschaft (steht im Besitz von Grasser und der Meinl Bank) sollen gekündigt werden. Dafür soll allerdings eine Ablöse von 32 Mio. Euro bezahlt werden – was die Gruppe kritischer Investoren entschieden ablehnt. Es sei schon genug Anlegergeld „von der Meinl Bank abgesaugt worden“.

Kommt der Umsturz?
Grasser und Haider wiederum warnen vor einem Umsturz, der ihrer Meinung nach in eine Auflösung der MIP im Dienste geldgieriger Hedgefonds münden würde. „Da können die Anleger nur verlieren“, sagt Grasser. Er will seinen Job unbedingt behalten (siehe Interview): „Mein Ziel ist es, weiterzumachen, in Energieprojekte zu investieren und den Anlegern Erfolg zu bringen.“ In der ZIB 2 unterstrich Grasser noch einmal, dass er "eine moralische Verpflichtung gegenüber den Anlegern" habe.

Das Interesse an der HV am Montag ist sehr groß. Trotz kompliziertem Anmeldeprozess haben sich überdurchschnittlich viele Anteilseigner registriert. Die HV der MAI findet übrigens parallel zu jener der MIP statt – aber auf Jersey.

Lesen Sie auf der nächsten Seite das Interview mit Karl-Heinz Grasser



ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Sie nach Montag noch MIP-Manager sind?

Karl-Heinz Grasser: Ich bin den Aktionären verpflichtet und mein Ziel ist es, mit MIP erfolgreich in Energieprojekte zu investieren. Ich will bleiben und hoffe auf das Vertrauen der Anleger.

ÖSTERREICH: Viele Anleger kritisieren aber gerade die Investitionspolitik der MIP.

Grasser: Wir haben 11 Transaktionen auf den Weg gebracht und rund 540 Mio. Euro investiert. Es läuft gut. Man kann nicht erwarten, dass ein junges Unternehmen vom Start weg eine Super-Performance bringt.

ÖSTERREICH: Kritiker fordern, dass Sie Ihren Drittel-Anteil an der MIP-Managementgesellschaft (MPM) abgeben.

Grasser: Ich will weitermachen und die Anteile behalten. Aber wir haben dem MIP-Board eine Call-Option eingeräumt. Möglich auch, dass ein neuer außenstehender Zwei-Drittel-Beteiligter dazu kommt.

ÖSTERREICH: Ihre Firma hat jährliche Personalkosten von rund 3 Mio. Euro...

Grasser: Das ist ein ungefährer Betrag, die Zahlungen sind erfolgsabhängig. Wir haben 4 Direktoren und 12 weitere Mitarbeiter.

ÖSTERREICH: Kritik an Ihnen kam auch von MIP-Boss Haider. Wie ist Ihr Verhältnis?

Grasser: Es ist O.K. Wir kämpfen beide für unser MIP-Neustart-Paket, inklusive neuem Namen für die Firma. Wir sitzen beide im selben Boot.

ÖSTERREICH: Der Name Meinl soll aus der MIP verschwinden. Ist Ihr Verhältnis zu Julius V. getrübt?

Grasser: Es ist bestens und wird auch so bleiben.

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