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Grasser: "Gegen mich läuft eine Sudelkampagne"

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Im ÖSTERREICH-Interview wehrt sich Karl-Heinz Grasser und spricht über Angriffe der Kleinanleger gegen seine Person.

ÖSTERREICH: Sieben Jahre Finanzminister – und jetzt müssen Sie mit der Schlagzeile „Grasser unter Betrugsverdacht“ leben.

Karl-Heinz Grasser: Die Zeitung, die so getitelt hat, hat weder mich noch den Staatsanwalt angerufen. Etwas derart Unseriöses habe ich noch nie erlebt. Ich habe die Sache meinen Rechtsanwälten übergeben.

ÖSTERREICH: Dennoch ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Sie – bereits seit mehreren Monaten.

Grasser: Es liegt eine anonyme Anzeige vor. Anonym anzeigen kann jeder. Bisher ist die Staatsanwaltschaft nicht an mich herangetreten. Es gab kein Ersuchen um Informationen, gar nichts. Die Sache wird zweifellos wieder eingestellt.

ÖSTERREICH: Bei der Staatsanwaltschaft heißt es, man sei schon „sehr weit“.

Grasser: Das hoffe ich. Ich bin an Aufklärung interessiert. Bei der MIP wurde immer korrekt im Sinn der Investoren gehandelt.

ÖSTERREICH: Sie haben angedeutet, es handle sich um eine Sudelkampagne, um Ihre Rückkehr in die Politik zu verhindern.

Grasser: Ja, da ist wohl jemand nervös geworden.

ÖSTERREICH: Wollen Sie zurück in die Politik? Teile der ÖVP würden Sie gern dort sehen.

Grasser: Ich bin nicht der Typ, der das Weite sucht, wenn es brenzlig wird. Außerdem habe ich das Glück, mit einer wunderbaren Frau verheiratet zu sein und eine Familie zu haben. Das lässt sich mit der Politik kaum vereinbaren.

ÖSTERREICH: Bei der MIP stehen Sie an vorderster Front in einer Übernahmeschlacht.

Grasser: Geierfonds und klassische Heuschrecken wollen die MIP zerschlagen und sich kurzfristig hohe Renditen ­sichern. Es wäre die erste feindliche Übernahme mit Liquidierungsabsicht, die in Österreich über die Bühne geht.

ÖSTERREICH: Auch Kleinanlegervertreter bekämpfen Sie.

Grasser: Sie lassen sich leider instrumentalisieren.

ÖSTERREICH: Einer von ihnen, Wilhelm Rasinger, bezog lange Geld von der Meinl Bank.

Grasser: Rasinger kritisiert Firmen, bis sie ihn bezahlen oder ihn Kleinaktionäre in den Aufsichtsrat entsenden, was auch Geld für ihn bedeutet. Dafür hat er seine Plattform geschaffen, das ist sein Geschäftsmodell. Er hat jeden Anspruch auf Vertretung von Kleinanlegern verwirkt.

ÖSTERREICH: Wie wollen Sie die Angriffe abwehren?

Grasser: Wir klären über das Bedrohungspotenzial auf und legen unsere konstruktiven Pläne für das Unternehmen dar. Es ist ja so ähnlich wie in der Politik, nur dass nicht die Wähler entscheiden, sondern die Anleger.

ÖSTERREICH: Werden Ihnen die nach all den Problemen noch glauben?

Grasser: Für die Finanzmarktkrise und die Turbulenzen bei der MEL können wir nichts. Die Substanz des Unternehmens ist jedenfalls sehr gut. Wir haben 410 Millionen Euro Investiert, bei steigender Investitionsgeschwindigkeit. Das wird sich letztendlich am Markt durchsetzen.

ÖSTERREICH: Der Name Meinl soll verschwinden …

Grasser: Wir reagieren auf die Wünsche der Anleger. Ich bin jetzt gerade bei einer Roadshow in Spanien, um einige von ihnen zu treffen.

ÖSTERREICH: Bereuen Sie es, nach der Politik ausgerechnet zur MIP gegangen zu sein?

Grasser: Meine Alternative wäre es gewesen, Investmentbanker zu werden. Auch da wäre es ruppig geworden. Die großen Banken müssen wegen der Finanzmarktkrise Tausende Stellen abbauen. Ich habe meinen Namen für die MIP auf den Tisch gelegt, und dazu stehe ich.

ÖSTERREICH: Ihr Ausscheiden bei der MIP dürfte angesichts des Drucks mancher Aktionäre unvermeidlich sein.

Grasser: Ich möchte an Bord bleiben, zumindest so lange, bis das Unternehmen zum Erfolg geführt ist. Es geht mir um die Investoren.

ÖSTERREICH: Beim Verkauf der Managementgesellschaft stehen Ihnen am Papier mehr als zehn Millionen Euro zu.

Grasser: Ich habe darüber Verträge mit der Meinl Bank, die ich öffentlich nicht kommentieren will.

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