Karl-Heinz Grasser gerät in der Buwog-Affäre unter Beschuss.
ÖSTERREICH: Wie erleben Sie die Attacken auf Ihre Person in
diesen Tagen?
GRASSER: Ganz ehrlich, ich versteh die Welt
wirklich nimma. Ich weiß, dass ich nichts Illegales getan habe, ich weiß
deshalb, dass bei allen Ermittlungen genau nix herauskommen kann, weil diese
Privatisierung von A bis Z korrekt und sauber gelaufen ist. Aber ich bin
jeden Tag auf allen Titelseiten aller österreichischen Tageszeitungen und
erlebe das Intrigantentum und die Neidgenossenschaft mancher
österreichischen Journalisten in einer bisher selbst bei mir noch nicht
gekannten Brutalität.
ÖSTERREICH: Sie sind in dem
Verfahren um die 9,6 Millionen Buwog-Provision jetzt Beschuldigter?
GRASSER:
Entschuldigung bitte, es gibt nichts, was das rechtfertigen würde – außer
einer dubiosen Anzeige der Grünen, die diese Anzeige aus reinen politischen
Rachegelüsten eingebracht haben.
ÖSTERREICH: Sie sind
sauer?
GRASSER: Das Ganze geht mir ungeheuer auf die Nerven. Ich
habe jetzt der Frau Justizministerin einen Brief geschrieben, in dem ich sie
bitte, endlich Recht walten zu lassen. Ich werde in der Causa Meinl seit
zwei Jahren aufgrund von einer dubiosen anonymen Anzeige durch den
Medien-Fleischwolf gedreht, habe aber keine Chance, mich zu rechtfertigen.
Ich habe dem Staatsanwalt in diesen zwei Jahren zehnmal angeboten, absolut
kooperativ zu sein, alles auszusagen, was ich weiß, alles auf den Tisch zu
legen. Der Staatsanwalt sagt, das interessiert ihn nicht, er hat Wichtigeres
zu tun
ÖSTERREICH: Und jetzt in der Buwog-Causa?
GRASSER:
Dasselbe wieder. Alle Medien in Österreich haben mich auf der Titelseite,
schreiben: „Grasser ist Beschuldigter!“ Ich kenne den Akt nicht, habe keine
Akteneinsicht, keine Chance. Ich habe meinen Anwalt zum Staatsanwalt
geschickt mit der Bitte: Vernehmen Sie mich, ich lege alles auf den Tisch,
ich sag alles aus, was ich weiß. Der Staatsanwalt sagt, er hat Wichtigeres
zu tun und keine Zeit. Ich frage mich: Was ist mit den Grundrechten, was ist
mit den Bürgerrechten in diesem Land? Ich muss doch die Chance haben, zu den
Vorwürfen, die jeden Tag über mich in der Zeitung stehen, Stellung nehmen zu
können, die Dinge richtig stellen zu können.
ÖSTERREICH:
Und was würden Sie richtig stellen?
GRASSER: Ich kann
beschwören, dass in der Causa der Buwog-Privatisierung alles korrekt war,
dass von mir kein Wort zu dieser Privatisierung an irgendwelche Freunde
gegangen ist, dass ich unter Garantie keinen Cent kassiert habe.
ÖSTERREICH:
Auf Ihre Ex-Freunde sind Sie sauer?
GRASSER: Natürlich bin ich
mehr als sauer auf die. Ich komm’ zu der ganzen Geschichte wie die Jungfrau
zum Kind. Die haben mich da komplett hineingeritten.
ÖSTERREICH:
Leiden Sie jetzt unter der ganzen Geschichte?
GRASSER: Es
belastet mich persönlich nicht, weil ich ja als Finanzminister oft in solche
politischen Rache-Geschichten hineingezogen wurde. Aber für meine Reputation
ist es natürlich fürchterlich. Wenn du jeden Tag mit den fürchterlichsten
Dingen in der Zeitung stehst – auf der Titelseite und seitenweise mit
ungeheuerlichen Unterstellungen – dann ist das für deinen Ruf entsetzlich.
Und du spürst die völlige Ohnmacht, weil du als Betroffener weißt, dass bei
der ganzen Geschichte am Ende nichts herauskommen wird, weil nichts
herauskommen kann, weil alles rechtens und korrekt war und du nichts
Unrechtes getan hast – du kannst aber trotzdem nichts tun, weil dir Justiz
und Medien keine Chance geben. Das zu erleben wünsche ich niemand ...