Wegen des Handels mit Derivaten ermittelt nun die italienische Notenbank gegen vier Großbanken.
Italiens Notenbank hat eine Untersuchung gegen vier italienische Bankengruppen wegen ihrer Operationen mit Derivaten in die Wege geleitet. Wie der Generaldirektor der Notenbank, Fabrizio Saccomanni, am Dienstag mitteilte, wurden die Ermittlungen wegen der zunehmenden Investitionen in Derivaten durch verschuldete lokale Verwaltungen, wie Gemeinden und Regionen in die Wege geleitet.
Derivate sind gegenseitige Verträge, deren Preisbildung auf einer marktabhängigen Bezugsgröße (Basiswert oder Underlying) - z.B. Rohstoffe oder Devisen - basiert. Derivate gelten als besonders riskante Finanzinstrumente.
Öffentliche Verwaltung an Derivaten beteiligt
Die
öffentlichen Verwaltungen in Italien besaßen im August 2007 Derivate im Wert
von 1,054 Milliarden Euro, teilte Saccomanni mit, mehr als das Doppelte als
im Dezember 2005. Die italienische Notenbank hatte kürzlich die
Geschäftsbanken aufgefordert, keine Derivatekontrakte zu verkaufen, wenn
dies das Risikoprofil der Kunden verschlechtern würde.
Aggressiver Verkauf von Derivaten
In Italien ist das Thema
Derivate höchst aktuell. Die auf Leasing spezialisierte Bank Italease hatte
ihren Kunden aggressiv Derivate verkauft. Nach erheblichen Abschreibungen
auf die Derivate-Positionen, die die Kunden voraussichtlich nicht begleichen
können, hat die bisher profitable Bank im ersten Halbjahr 2007 einen Verlust
von 479 Mill. Euro geschrieben. Wegen der unzureichenden internen Kontrollen
hat die italienische Zentralbank das Management von Italease im Juli
abgesetzt.
Potenziell 3,5 Mrd. Euro Verlust
Zum Ende des vergangenen Jahres
hatten nach Angaben der Zentralbank knapp 38.000 Unternehmen in Italien
Derivate-Verbindlichkeiten - und damit potenzielle Verluste zum damaligen
Marktpreis in Höhe von insgesamt 3,5 Mrd. Euro.