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Joe Zawinuls Wiener Jazzclub "Birdland" in Konkurs

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Über die Wiener Birdland Betriebs- und Veranstaltungsservice GmbH, die Joe Zawinuls Jazzclub "Birdland" betreibt, wurde am Montag das Konkursverfahren eröffnet.

Das endgültige Aus für das "Birdland" soll mit dem Konkurs nicht besiegelt sein. Letztlich waren die Verbindlichkeiten offensichtlich aber zu hoch: Als Grund wurden im Antrag die hohen Kosten des einstigen Umbaus der Lokalität angegeben, wie der Kreditschutzverband von 1871 (KSV) mitteilte.

Passiva von rund 500.000 Euro
Die Baukosten, so heißt es im Birdland-Konkursantrag, wurden zum Teil fremdfinanziert und konnten durch den operativen Bereich nicht erwirtschaftet werden. Verhandlungen mit Partnern blieben erfolglos: "Da die Einnahmen (samt Förderungs- und Sponsorgelder) nicht ausreichten, wurden Gespräche mit Investoren geführt, die sich jedoch zerschlagen haben." Das Ergebnis sind Passiva im Ausmaß von rund 500.000 Euro, wie Birdland-Geschäftsführer Karl Resch am Montag nach Bekanntwerden der Konkurseröffnung verriet.

Appell an die Stadt Wien
"Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass es das Birdland weiter gibt. Nur die Unterstützung ist ein bisserl ausgeblieben", so Resch: "Ich hoffe, dass man jetzt so vernünftig ist, das Birdland nicht sterben zu lassen." Die Forderung nach Unterstützung richtet sich an die öffentliche Hand, vor allem an die Stadt Wien. Diese könne nicht so tun, als ob sie das Birdland nichts mehr anginge.

Schwierig sei die Situation in den vergangenen Wochen unter anderem dadurch geworden, dass in Medienberichten von der prekären Finanzlage des Clubs zu lesen war. Ab diesem Zeitpunkt hätten etwa Künstleragenturen Garantieerklärungen zum Weiterbestand des Lokals gefordert. "Aber die kann ich nicht geben", so Resch.

Die Hoffnung will der Geschäftsführer aber noch nicht aufgeben: Zunächst ist geplant, mit dem Masseverwalter die Möglichkeit einer Fortführung des Birdlands im Herbst auszuloten.

Von der Insolvenz sind sechs Mitarbeiter betroffen. Die Prüfungs-und Berichtstagsatzung wird am 14. Oktober am Handelsgericht Wien stattfinden. Mögliche Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 30. September einbringen. Die Betreiber wollen nach der Sommerpause den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Ob dies gelinge und das Konkursgericht eine Fortführung genehmige, bleibe aber abzuwarten, hieß es dazu von Seiten des KSV.

Kein Zuschuss
Die SPÖ bedauert den Konkurs des Wiener Jazzclubs "Birdland", verweist aber zugleich darauf, dass man es bei dem damaligen Baukostenzuschuss in Höhe von 726.728 Euro belasse. Es handle sich beim "Birdland" um ein privates Unternehmen, "und wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass ein solches auch privatwirtschaftlich zu führen ist", unterstrich SP-Gemeinderat Ernst Woller. Es habe den Baukostenzuschuss gegeben und "es war von Anfang an klar, dass es damit sein Bewenden hat".

Der Wiener ÖVP-Klubobmann Matthias Tschirf attackierte indes am Montag Bürgermeister Michael Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (beide S), die beide "unfassbar hohe Summen" ans Subventionen ins Birdland gesteckt hätten: "Die beiden haben ihre Aufsichts- und Kontrollpflicht zum wiederholten Male nicht wahr genommen." Die ÖVP habe immer wieder auf dieses in höchstem Maßen unseriöse und verantwortungslose Verhalten hingewiesen.

Neuer Stripschuppen?
Auch die Grüne Kultursprecherin Marie Ringler zeigte sich von der Verantwortung der beiden SP-Politiker überzeugt: "Häupl und Mailath-Pokorny sind beim Birdland sehenden Auges in ein kulturpolitisches Debakel gelaufen." So sei das gesamte Konzept von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. "Wer verhindert etwa, dass aus dem Jazzlokal jetzt ein Stripclub wird?", zeigte sich Ringler besorgt.

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