Aus dem Aufsichtsratsprotokoll: Für Beratung des Vorstands erhält Meinl "Gegenleistungen" in Höhe seines früheren Vorstandsgehalts.
Julius Meinl V. hat sich für seinen mit 27. Dezember erfolgten Wechsel vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsrat der Meinl Bank AG einen hoch dotierten "Konsulentenvertrag" genehmigen lassen. Das Nachrichtenmagazin "profil" zitiert aus einem Aufsichtsratsprotokoll vom 17. Dezember, wonach Meinl künftig "Gegenleistungen" für die Beratung des Vorstands erhalte, und zwar in Höhe seines früheren Vorstandsgehalts. Ein Sprecher der Meinl Bank bestätigte am Sonntag gegenüber der APA einen entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss.
Eigentümer sticht!
Julius Meinl sei Eigentümervertreter und
Mitglied der Eigentümerfamilie, "und die Eigentümer wollten das so", so die
Begründung des Sprechers. "Er macht ja auch etwas dafür". Die Meinl Bank sei
ein privates Unternehmen, der Aufsichtsrat habe so beschlossen. Im übrigen
gebe es beim Magna-Konzern für Frank Stronach eine ganz ähnliche Bestimmung,
hieß es heute.
Über 3 Mio. Euro im Jahr
Als Vorstandsvorsitzender der Meinl
Bank hatte Julius Meinl im Jahr 2006 - die Zahlen für 2007 liegen noch nicht
vor - knapp mehr als 3 Mio. Euro verdient, schreibt "profil" weiter. Er war
damit Österreichs bestbezahlter Bankmanager, noch vor Erste-Bank-Chef
Andreas Treichl (2,968 Mio. Euro). 2007 dürften Meinls Bezüge nicht viel
bescheidener ausgefallen sein, vermutet das Magazin. Dazu komme noch sein
Dividendenanteil.
Meinl steht im Zentrum der MEL-Affäre
Wie berichtet, war
Julius Meinl nach Auffliegen der verheimlichten Wertpapierrückkäufe bei
Meinl European Land (MEL) im Spätsommer 2007 ins Zentrum der Affäre gerückt.
Er ist Ende Dezember als Bankchef zurückgetreten, wurde Aufsichtsratschef.
Die Turbulenzen rund um die MEL, die vor wenigen Wochen erlassenen
Strafbescheide der Finanzmarktaufsicht (FMA) oder die laufenden
Untersuchungen von Nationalbank, FMA und Staatsanwaltschaft Wien wegen einer
ganzen Reihe mutmaßlicher Vergehen hatten, wie die Meinl Bank Ende Dezember
wiederholt erklärt hatte, nichts mit der Rochade an der Bankspitze zu tun
gehabt.
"Trage weiterhin Verantwortung für die Bank"
Der
48-jährige Bankier hatte schon Ende Dezember in einer Mitteilung an die
Medien wissen lassen, er wolle "als sehr aktiver Eigentümervertreter und
Chairman weiterhin Verantwortung für die Bank tragen und im operativen
Geschäft präsent sein".
Selbe Arbeit anderer Vertrag
Bezüglich seines künftigen Salärs
zitiert "profil" nun aus Aufsichtsratsprotokollauszügen: "Der Aufsichtsrat
ersucht seinen Ausschuss, mit Herrn Julius Meinl einen Konsulentenvertrag
abzuschließen, der seine Aufgaben und die dafür geschuldete Gegenleistung
definiert; diese soll sich an der Größenordnung orientieren, die dem am
31.12.2007 beendeten Vorstands-Anstellungsvertrag mit Herrn Julius Meinl
zugrundelag. Der Aufsichtsrat erteilt dazu seine Genehmigung".
Kleine Bank mit großen Gagen
Dass die kleine Privatbank
überhaupt so hohe Gagen auszahlen konnte, ist, wie "profil" weiter bemerkt,
auch allen Anlegern zu verdanken, die nach 1997 Wertpapiere von Meinl
European Land kauften. Ein komplexes Vertragswerk mit der
Immobiliengesellschaft sicherte der Bank bisher laufend substanzielle
Einkünfte: Die Bank habe bei jeder Kapitalerhöhung kräftig mit, über eine
Tochter Managementgebühren kassiert und sie ließ sich auch die Verwendung
des Namens Meinl abgelten. Das gelte auch für die Energiegesellschaft Meinl
International Power und den Flughafenbetreiber Meinl Airports International,
die seit Mitte des Vorjahres an der Börse notieren. Die Erträge aus diesen
Transaktionen werde die Bank erstmals in der Erfolgsrechnung 2007
berücksichtigen können, heißt es im Magazinbericht.
Keine Meinl-Unterschrift auf heuriger Bilanz
Weil Julius Meinl
kurz vor dem Bilanzstichtag, also dem 31. Dezember, aus dem Management
ausgeschieden ist, werde er die Bilanz des Bankhauses für das Jahr 2007
nicht unterschreiben müssen. Meinls Sprecher bestätigte das in der Zeitung:
"Das ist Sache des neuen Vorstands."