"Riesige Beträge für Manager wird es nicht mehr geben" so der Notenbank-Gouverneur. Der "Glamour-Boy" habe ausgedient.
Die Wirtschaftskrise werde auch zu Veränderungen im Management und zu niedrigeren Bezügen der Führungskräfte führen, zeigt sich Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny überzeugt: Das Modell des "angelsächsischen Investmentbankers" sei bereits praktisch ausgestorben, künftig sollten "überzogene Gewinnerwartungen" und "Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung" nicht mehr möglich sein. Mehr "Realismus" bei Managern, mehr Regulierungen und stärkere Kontrollen im Finanzsystem und insgesamt eine "risikoscheuere Gesellschaft", in der Stabilität und deren Bewahrung wichtig seien, erwartet Nowotny als Konsequenz der gegenwärtigen Krise.
"Glamour-Boy" hat ausgedient
Der "hyper-aktivistische
Glamour-Boy" habe ausgedient, künftig sollten Manager mit einem "stabilen
Wertesystem" und auch mehr Managerinnen Führungspositionen einnehmen,
erläuterte Nowotny heute Dienstag bei einem Pressefrühstück zum Thema "Ethik
im Management" in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die
Anreizsysteme für Manager müssten sich ändern: "Diese riesigen Beträge für
Manager, die durch Aktienoptionen usw. entstehen, wird es nicht mehr geben",
erwartet der Gouverneur eine Absenkung des Entlohnungsniveaus für
Führungskräfte. Statt kurzfristig orientierter Anreizsysteme müssten
mittelfristige Incentive-Strukturen aufgebaut werden.
"Persönliches, ethisches Versagen des Managements"
Ethik
im Management bedeute "Anständigkeit", meinte der ehemalige
BAWAG-Generaldirektor: "Große Krisen in Unternehmen haben meist etwas mit
persönlichem, ethischem Versagen des Managements zu tun." Zwar seien Manager
in ein "Erwartungsgerüst" eingebunden und müssten Leistungsvereinbarungen
erfüllen, sieht er durchaus einen begrenzten individuellen Spielraum in den
Entscheidungen der Führungskräfte. "Solange die Musik spielt, muss man
tanzen", zitierte Nowotny einen Manager der US-Citi-Bank, der aber
inzwischen seinen Job verloren habe. Vieles werde auch als "Sachzwang"
gesehen, was aber gar kein Sachzwang sei.