Geld

Meinl Power stellt eigentes Maßnahmenpaket vor

Teilen

Das Management der Meinl International Power stellt den Forderungen der kritischen Investoren ein eigenes Maßnahmen-Paket entgegen.

Um die Kosten für die Meinl International Power (MIP) zu reduzieren und dadurch eine Wertsteigerung der Gesellschaft zu erreichen, hat das MIP-Board mit Ex-Verbund-Chef Hans Haider an der Spitze Änderungen in den Verträgen mit der Meinl Bank und der Meinl Power Management Ltd. - der Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser vorsteht - vereinbart, die allerdings noch unter dem Vorbehalt der Annahme aller anderen Board-Vorschläge in der ao HV stehen.

Konkret sieht die neue Management-Vereinbarung vor, dass zwar die Basisgebühr (base fee) gleich bleibt, aber der Schwellenwert für das Auslösen des Erfolgshonorars (performance fee) von derzeit Euribor plus ein Prozent auf Euribor plus 3 Prozent (mindestens 7 Prozent) angehoben wird. Beide Gebühren werden auf Grundlage des Net Asset Value (NAV) berechnet, also gegenüber dem Gross Asset Value um die Schulden bereinigt, wie Haider am Dienstag vor Journalisten betonte. Als "base fee" werden Haider zufolge laut Management-Vereinbarung 1,5 Prozent für die ersten 350 Mio. Euro gezahlt, für die zweiten 350 Mio Euro 1,25 Prozent und für Beträge über 700 Mio. Euro 1,0 Prozent.

Nach Ermessen des Boards kann bis zu einem Drittel des Gesamthonorars in MIP-Zertifikaten ausbezahlt werden. Die Zertifikate, die als Basishonorar übergeben werden, unterliegen einer Behaltefrist von einem Jahr, bei den Erfolgshonorar-Zerfitikaten sind es drei Jahre. Diese Änderung bedarf, wie etwa auch Veränderungen im Board, grünes Licht der Jersey Financial Services Commission (JFSC).

Keine Lizenzgebühr
Derzeit zahlt MIP an Meinl keine Lizengebühr für die Verwendung des Namens, künftig sollen aber Zahlungen anfallen, sobald der Kurs der Zertifikate 10 Euro im Quartal erreicht oder übersteigt, erläuterte Haider zur geplanten neuen Lizenzvereinbarung. Dies Hürde für eine "license fee" soll ab Juli 2009 jährlich um 10 Prozent angehoben werden. Haider, der als einziger im jetzigen Board nicht auf der "schwarzen Liste" der 12 opponierenden Investoren steht, verwies darauf, dass der MIP-Kurs nach seinem Tiefpunkt bei 4,80 Euro zu Weihnachten bereits wieder um rund ein Drittel auf 6,50 Euro und darüber zugelegt hat: "Ich hoffe, dass sich das im zweiten Halbjahr so fortsetzt." Die Frage einer Namensänderung stelle sich derzeit nicht, so Grasser: In den Märkten wie Türkei, Ost- und Südosteuropa, wo sich die MIP vornehmlich betätige, sei der Name "Meinl" absolut ein Asset, anders sei es in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Die Veränderungen der Management- und Lizenzverträge lösen keine zusätzlichen Zahlungen der Gesellschaft an den Manager oder die Meinl Bank aus und werden wirksam, sofern auch alle anderen Vorschläge des Board angenommen werden, also etwa auch die neuen von MIP vorgeschlagenen Member zugewählt werden, hieß es heute. Unter dem selben Vorbehalt steht die mit 1.7. d.J. gekündigte Placement- und Marketmaker-Vereinbarung, für die man noch eine Quartalsgebühr zahlt.

Rücktritts-Bekundungen
Zum Punkt "Verbesserung der Corporate Governance" betonte Haider, dass die derzeitigen Board-Mitglieder Georg Kucian, Heinrich Schwägler und Karel Römer ihre Bereitschaft zum Rücktritt bekundet hätten - wenn alle anderen ao-HV-Beschlüsse durchgehen. Haider bedauerte insbesondere den Abgang von Schwägler: Der Schweizer Wirtschaftsprüfer sei eine "echte Bereicherung" im MIP-Management, "es tut mir leid, dass auch er nun ein Opfer ist". Die Evaluierung der neuen Board-Member durch Egon Zehnder ist weit fortgeschritten, die Namen sollen am Freitag, dem 11. Juli, genannt werden. Die Zahl der Board-Member soll künftig mit sieben gedeckelt sein.

Zur Frage, wie Kapital an die MIP-Anleger zurückgezahlt werden könnte - auch dies war eine Forderung von Kritikern gewesen -, habe das Board "zahlreiche Wege" geprüft, wie dies erfolgen könnte, ohne die Kapitalstruktur und die liquiden Mittel der Gesellschaft unter dem Gesichtspunkt der langfristigen, nachhaltigen Wertsteigerung nicht zu gefährden, so Haider. Seine Erkenntnisse dazu werde das Board ebenfalls am 11.7. mit der Tagesordnung der ao HV bekannt geben. Eine mögliche Ausschüttung werde jedenfalls - gemäß der Best Practice am heimischen Kapitalmarkt - "allen Investoren zu gleichen Bedingungen angeboten" werden, betonte der MIP-Chairman. Eine solche den NAV je Zertifikat steigernde Transaktion werde aber nur bei einem Ja zu allen anderen Board-Vorschlägen auf der ao HV erfolgen.

Nach Jersey-Recht wäre zwar ein unbegrenzter Rückkauf möglich, erinnerte Haider, doch kollidiere dies mit dem 10-Prozent-Limit nach heimischem Recht. Dieser Punkt werde daher noch mit der JFSC und Behörden in Österreich erörtert. Ex-Finanzminister Grasser, Chairman der MIP-Managementgesellschaft, verwies darauf, dass sich anstelle einer Geldausschüttung an die Anleger eigentlich eher die Frage einer Kapitalerhöhung stelle, sobald die MIP - voraussichtlich Mitte 2009 - mit rund eineinhalb Milliarden Euro "voll investiert" sein werde.

Projekte für 1,4 Mard. Euro in Pipieline
Die auf Kraftwerks-Investitionen konzentrierte Meinl International Power (MIP) verfügt nach den Worten von MIP-Management-Chef Karl-Heinz Grasser über eine "volle" Pipeline. MIP habe derzeit 14 Projekte im Gesamtumfang von 1,4 Mrd. Euro für 1.600 MW installierte Leistung in vertiefter Prüfung, sagte Grasser am Dienstag in einem Pressegespräch. Spätestens Mitte 2009 werde MIP "voll investiert" sein, und es stelle sich dann eher die Frage nach einer Kapitalerhöhung "und weniger: Was zahlt man an Investoren zurück." Der MIP-Kurs gab heute Mittag um 4,47 Prozent auf 6,20 Euro nach.

Bisher hat Meinl Power neun Investmentprojekte mit einem Gesamtwert von - inklusive Fremdmittel - 417 Mio. Euro abgeschlossen. Bei konventionellen Projekten liege der Fremdkapitalanteil bei 60 bis 70 Prozent, bei "alternativen" bei 80 Prozent. Von den 14 in "due diligence" oder kurz davor befindlichen Vorhaben entfallen laut Grasser zwei auf größere konventionelle Energieprojekte (in der Türkei und Bosnien mit zusammen über 1.100 MW für 445 Mio. Euro), neun Windprojekte (u.a. in Kroatien, Polen, Rumänien, Deutschland) mit 470 MW für 790 Mio. Euro und drei Photovoltaik-Vorhaben in Spanien und Italien mit 27 MW für 150 Mio. Euro.

Nach eingehender Prüfung bestätigt das Board nach den Worten von Grasser und auch MIP-Board-Chairman Hans Haider die grundlegende Investmentstrategie der Gesellschaft, wie sie bereits im Kapitalmarktprospekt von Juli 2007 beschrieben worden sei. Man werde weiterhin unter dem Gesichtspunkt der langfristigen Wertsteigerung für die Anleger alle Formen von Investitionen in den Sektoren Strom und Gas in ganz Europa möglicherweise auch darüber hinaus tätigen. Um auch die kurzfristige Performance der Gesellschaft zu verbessern, prüfe das MIP-Board Investitionen in Projekte, die raschen Cash Flow und mögliche Gewinnmitnahmen ermöglichen, so Grasser.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.