Der Ölpreis steigt kontinuierlich. Im Juli soll ein Fass 150 Dollar kosten - so viel wie nie zuvor. Auch der Gaspreis schießt in die Höhe.
Der US-Ölpreis ist am Dienstag leicht gestiegen. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli 135,09 Dollar (85,59 Euro). Das waren 74 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Am vergangenen Freitag war der WTI-Preis nach dem größten Preissprung seit Aufnahme des Handels auf einen Rekordstand von 139,12 Dollar gestiegen.
Riad will Krisentreffen
Angesichts der anhaltenden Rekordjagd
der Ölpreise hatte am Montag das ölreichste Mitglied der Organisation
erdölexportierender Länder (OPEC), Saudi-Arabien, ein Öl-Krisentreffen
vorgeschlagen. Daran sollen sich sowohl Förderstaaten als auch importierende
Länder und Öl-Firmen beteiligen.
Zwar könne ein derartiges Treffen helfen, die Lage auf dem angespannten Ölmarkt etwas zu beruhigen, sagte Rohstoffexperte Ken Hasegawa vom Handelshaus Newedge Japan. "Allerdings gibt es keinen wirklichen Grund, warum die Ölpreise unter 100 Dollar sinken sollten." Wahrscheinlicher sei, dass die Preise zunächst weiter in Richtung 150 Dollar je Barrel klettern.
Gas wird um bis zu 30 Prozent teurer
Den rund 1,3 Millionen
Gaskunden Österreichs droht beim Blick auf ihre Rechnung schon bald eine
böse Überraschung. Denn: Wirtschaftsexperten rechnen auch beim Gas mit
dramatischen Preissteigerungen. Bis zu ein Drittel zusätzlich könnten Herr
und Frau Österreicher dann zahlen müssen.
Ölpreisbindung
Schuld an dem erwarteten Preisschub sind
hohe Spekulationsgewinne und die enormen Rohölpreise, die immer wieder zu
neuen Höchstständen ansetzen. Allein am Freitag knackte der Ölpreis den
historischen Wert von 139 Dollar pro Barrel. Ohne Auswirkungen geht das
nicht am Gasmarkt vorbei, denn seit Jahrzehnten gilt in Österreich die
sogenannte Ölpreisbindung – eine Absprache zwischen Gasproduzenten,
Importeuren und Versorgern, die das Auseinanderdriften von Gas- und
Ölpreisen verhindern soll. Millionen Gaskunden im ganzen Land müssen nun
für die aktuellen Rohölpreis-Entwicklungen die Quittung zahlen: Denn nach
den Rekordjagden des Ölpreises sind Teuerungen auf dem Gasmarkt
unvermeidlich.
Horrorpreise ab Herbst
Bisher gibt es für Gasabnehmer zwar noch
eine gewisse Schonfrist. Doch die erste Teuerungswelle wird Österreich
bereits im Sommer, die zweite ab Herbst voll treffen. „Die Preissteigerungen
auf den Rohölmärkten werden sich zwar mit Verzögerung, aber sicher in einem
halben Jahr auf den Gaspreis niederschlagen“, erklärt Wirtschaftsexperte
Kurt Kratena vom Wifo gegenüber ÖSTERREICH. Der Energieexperte Johannes
Benigni rechnet gar mit einem Gaspreisanstieg bis zu 30 Prozent.
130 Euro Mehrkosten
Eine vierköpfige Familie zahlt derzeit für
Gesamtjahresverbrauch von 16.050 Kilowattstunden Gas laut E-control 922,69
Euro. Neben Nutzungsentgelten und Steuern gehen rund 47 Prozent davon auf
die Energiekosten, also den Gaspreis zurück. Kommt im Herbst tatsächlich die
angekündigte Preiserhöhung, drohen so allein hier Mehrkosten von 130 Euro
pro Jahr.
Auch Deutschland zittert
Auch in Deutschland steigt derzeit die
Anspannung vor dem erwarteten Preisschub auf dem Gasmarkt. Dort warnte
bereits das Umweltministerium vor einem Anstieg bei den Gaspreisen von bis
zu 65 Prozent in diesem Jahr.