Bei der Großdemo vor der Wiener Telekom-Zentrale hat ÖGB-Chef Erich Foglar die Herren in den Chefetagen scharf kritisiert.
Eine Kundgebung von Telekom Austria Mitarbeitern vor ihrer Konzernzentrale in Wien nutzten ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel und Post/Telekom-Gewerkschaftschef Gerhard Fritz am Vormittag zu Reden gegen Jobabbau bei Post und TA. Laut Polizei nahmen rund 90 Menschen daran teil, laut TA waren es 500.
Kolek: Arbeitsplätze schaffen
Die Telekom hat vor einem
Monat den Abbau von 1.250 Stellen bis Ende 2009 und weiteren 1.250 bis Ende
2011 angekündigt. Darüber habe es nur Scheinverhandlungen gegeben,
kritisierte Betriebsratschef Michael Kolek. Statt Personal abzubauen, sollte
das Unternehmen neue Ideen entwickeln und so Arbeitsplätze schaffen.
Streikvorbereitungen laufen bereits.
Foglar: schreckt vor Streik nicht zurück
Der neue
ÖGB-Präsident Foglar nannte Streik zwar nur "das letzte Mittel",
aber die Gewerkschaft würde davor "nicht zurückschrecken".
Es sei "paradox", dass die Regierung zugleich "Hunderte
Millionen" Euro zur Sicherung von Arbeitsplätzen ausgebe und in Post
und Telekom, an denen der Staat maßgeblich beteiligt ist, den Abbau von
tausenden Arbeitsplätzen zulasse, so Foglar. In den nächsten Jahren will die
Post bis zu 9.000 Stellen streichen.
"Mitarbeiter zahlen Zeche"
"Ob Post, ORF,
Telekom, AUA oder jedes andere Unternehmen im Land - es kann doch nicht
immer die einzige Idee der Führungsetagen sein, bei Problemen die
Mitarbeiter büßen zu lassen", klagte Foglar. Tatsächlich
würden die Mitarbeiter die Zeche zahlen für die Fehler des Managements.
Menschen wie Waggons behandelt
Mit der Schließung von Postämtern
gehe es aber nicht nur um die Betroffenen selber, sondern um die
Grundversorgung aller Österreicher. "Es geht um uns, um Österreich",
so Foglar. Bei der Telekom wieder, wo beamtete Mitarbeiter "freigestellt"
werden, würden Menschen "wie Eisenbahnwaggons behandelt", das
sei "unmenschlich, entwürdigend".
Fritz: rechnet Kosten aus
Post-Gewerkschaftschef und
Post-Betriebsratschef Fritz sagte, er lasse zur Zeit alle Varianten rechnen,
wie die von der Schließung bedrohten 1.000 Postämter doch erhalten und
gewinnbringend betrieben werden könnten. Es gebe höchstens "ein
paar Dutzend, die wir vielleicht nicht hinkriegen", sagte er, die
anderen "rechnen sich". Die konkreten Vorschläge werde er am 11.
Dezember im Post-Aufsichtsrat einbringen.
Postämter in der Verfassung
Das von der Post angestrebte
Volksbegehren, das die Festschreibung von 1.300 Postämtern in der Verfassung
vorsieht, verteidigte Fritz als "Maximalforderung" und Basis für
Verhandlungen.
Vorstand schreibt Brief
Der Vorstand ist verärgert, man hat für
die Großdemo "kein Verständnis" - das würde nur die
Gespräche torpedieren. Man hat daher am Vormittag einen Offenen Brief
ausgeschickt mit der Aufforderung zu kooperieren statt zu demonstrieren. De
facto würden entgegen den Vorwurf große Summen ins Festnetz investiert, so
konnten zuletzt 98 Prozent der österreichischen Haushalte mit Breitband
versorgt werden. Die beste Lösung sei die Flexibilisierung des
Beamtendienstrechts.