Bei einer Fusion mit der OMV befürchtet die ungarische MOL nicht nur eine substanzielle Wertminderung, sondern auch die Abgabe wichtiger Assets.
Der ungarische Öl- und Gaskonzern MOL sieht eine substanzielle Wertminderung des Unternehmens, sollte die OMV mit der von MOL bekämpften Übernahme erfolgreich sein. Auf operativer Ebene würde dies nach unseren Berechnungen eine Minderung unseres Ergebnisses (Ebit) in Höhe von 200 bis 250 Mio. Dollar (derzeit 136,4 bis 170 Mio. Euro) pro Jahr bedeuten, sagte Richard Benke, Chef Investor Relations, am Freitag bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Auf den aktuellen Unternehmenswert bezogen bedeute das einen um 2 Mrd. Dollar (1,364 Mrd. Euro) geringeren Unternehmenswert.
Feindliche Übernahme
Im Hinblick auf die von der MOL als
feindlich angesehenen Übernahmeversuche der OMV gebe es keine neuen
Enmtwicklungen, es gebe im speziellen keine Gespräche zwischen der OMV und
der MOL auf operativer Ebene, sagte Unternehmenssprecher Szabolcs Ferencz.
Abgabe wichtiger Assets
Die MOL rechnet damit, dass im Fall einer
Fusion mit der OMV aus Wettbewerbsgründen substanzielle Assets abgegeben
werden müssten - im Großhandelsbereich und bei den Raffinerien. OMV und MOL
hätten heute in Österreich bei Benzin zusammen einen Marktanteil von 67
Prozent und 78 Prozent bei Diesel. In Ungarn lägen die entsprechenden Werte
bei 97 und 94 Prozent, hieß es am Freitag.
Ruttenstorfer: Synergien von bis zu 4 Mrd. Euro
OMV-Chef Wolfgang
Ruttenstorfer hatte im Sommer erklärt, eine Allianz der beiden Unternehmen
brächte einmalige Synergien von 3 bis 4 Mrd. Euro. Ende September hatte die
damals mit bereits 20,2 Prozent an der MOL beteiligte OMV den anderen
MOL-Aktionären in einer überraschenden Absichtserklärung eine 11,2 Mrd. Euro
schwere Ankündigung eines Offerts unterbreitet. Für ihre bis dahin
erworbenen MOL-Anteile hatte die OMV bereits 1,4 Mrd. Euro auf den Tisch
gelegt.
OMV-Ziel "50 Prozent plus" an MOL
Für die Finanzierung
hat die OMV mit einem kleinen Syndikat internationaler Banken im Rücken 9
Mrd. Euro aufgestellt, wurde Ende September erklärt. Den Rest - laut
Absichtserklärung "bis zu 25 Prozent" des Offerts - will die OMV in Form von
offenbar neu auszugebenden OMV-Aktien anbieten. Deklariertes Ziel sind "50
Prozent plus" an der MOL.
EU-Auflagen zu erwarten?
Überlappungen, die aus
Wettbewerbsgründen später auf EU-Druck geringfügige Abverkäufe bzw. die
Abgabe bestimmter Kapazitäten erfordern könnten, gebe es allenfalls im
Tankstellensektor und bei Raffinerien, hatte das OMV-Management im August
erklärt. In Exploration und Produktion (E&P) würden sich OMV und MOL nicht
überschneiden, bei Gas und Petrochemie gebe es keine Wettbewerbsbedenken.
Die Attraktivität der Gesamttransaktion werde durch allfällige zu erwartende
EU-Auflagen nicht geschmälert, hieß es damals.