22. Mai 2008 21:18
Der Ölpreis ist so hoch wie nie zuvor. Ein Barrel Rohöl (159 Liter) wurde
diese Woche an den Märkten um mehr als 135 Dollar/Fass gehandelt – doppelt
so viel wie noch vor einem Jahr und mittlerweile fünf Mal so teuer als im
Jahr 2002. Damit einhergehend ist auch ein Preisanstieg an den heimischen
Zapfsäulen: Diesel kostet 1,355 Euro, Eurosuper 1,40 Euro. Und noch ist kein
Ende in Sicht: Experten sagen voraus, dass der Preis für ein Barrel Rohöl
schon bald 200 Dollar und Benzin damit 1,50 Euro und mehr pro Liter kosten
wird.
Alles wird teurer
Aber nicht nur beim Tanken macht sich der hohe
Rohölpreis bemerkbar. Auch sonst werden die Produkte teurer, da die Händler
die höheren Transportkosten an den Konsumenten weitergeben: Allein im
Vorjahr stiegen die Lebensmittelpreise um 6,5 Prozent an – ein Ende dieser
Teuerungen ist noch nicht in Sicht. Das Resultat: Weil weniger Geld im
Börsel vorhanden ist, können wir uns weniger kaufen.
Firmen müssen sparen
Darunter leidet wiederum die
Wirtschaft, weil die Nachfrage sinkt. „Das Tempo, mit dem der Abstieg vom
Konjunkturgipfel stattfindet, hat sich im 1. Quartal 2008 deutlich
beschleunigt“, sagt etwa der Generalsekretär der Industriellenvereinigung,
Markus Beyrer. Zusätzlich zum hohen Ölpreis kommen noch andere Faktoren, die
sich negativ auf die Wirtschaft auswirken: „Es ist ein Zusammenspiel von
steigenden Ölpreisen, starkem Euro und einer schwachen US-Konjunktur, das
den Unternehmen zu schaffen macht“, sagt der deutsche Konjunkturexperte
Matthias Krämer im Gespräch mit ÖSTERREICH. „Die Firmen merken etwa, dass
die Aufträge aus dem Ausland zurückgehen.“
Wenn die Wirtschaft nicht in dem Ausmaß wächst wie ursprünglich angenommen,
schnellen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe, weil die Unternehmen sparen
müssen.
Für das Jahr 2009 sagt die EU-Kommission deshalb in den Ländern der
Euro-Zone (alle Staaten, die den Euro eingeführt haben) einen Anstieg der
Arbeitslosenquote voraus. Auch in Österreich könnten dann Tausende Menschen
auf der Straße stehen.
Volles Ausmaß erst 2009
Alle Forschungsinstitute haben
bereits für dieses Jahr die Wirtschaftsprognosen deutlich nach unten
geschraubt. Spüren werden wir die Auswirkungen zwar heuer noch nicht
vollständig, weil die Experten die Wirtschaft noch immer um mehr als zwei
Prozent wachsen sehen. Aber „es ist vollkommen klar, dass 2009 nichts
Besseres als eine Eins vor dem Komma stehen wird“, sagt Christian
Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung.