Ein internationales Regierungsabkommen soll bis Juni stehen. Das Projekt hat in der Energiepolitik höchste Priorität. Es gibt aber auch Widerstand.
Die internationale Konferenz zum Gaspipeline-Projekt Nabucco in Budapest hat einige Fortschritte gebracht, der große Durchbruch blieb aber aus. Bis Juni ist ein internationales Regierungsabkommen der beteiligten Staaten geplant. Danach müsse aber mit der Umsetzung begonnen werden, forderte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) in Budapest. Der EU-Ratspräsident und tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek sprach von einem "strategischen Projekt", das die "Verletzlichkeit" Europas vermindern solle, die sich beim jüngsten russisch-ukrainischen Gasstreit gezeigt habe.
Finanzierung bleibt offen
Offen blieb unter anderem die
Finanzierung der Gaspipeline. Ungarns Premier Ferenc Gyurcsany fordert von
der EU, dass sie zwischen 200 und 300 Mio. Euro für das Projekt
bereitstelle. Dies sei aber nur als Startgeld zu sehen. Das Ziel sei es,
insgesamt rund 2 Mrd. Euro aus der EU für das Pipeline-Projekt auf die Beine
zu stellen. Er fordert, dass der "Eiserne Vorhang" bei der Energieversorgung
zwischen Ost- und Westeuropa fallen müsse, berichtete die ungarische
Nachrichtenagentur MTI.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) sei bereit, ein Viertel der Investitionskosten der Gaspipeline Nabucco zu finanzieren. Laut bisherigen Schätzungen soll das Projekt fast 8 Mrd. Euro kosten.
Wichtigstes Infrastrukturprojekt der EU
Die österreichische
Industriellenvereinigung (IV) begrüßt das Nabucco-Prjekt als eines der
"wichtigsten Infrastrukturprojekte der EU". Es habe "oberste
energiepolitische Priorität". Auf Ablehnung hingegen stößt das Projekt bei
der Umweltorganisation Greenpeace und den Grünen, die statt der Investition
in neue Gasleitungen lieber die erneuerbare Energie fördern wollen. Mit den
Bau-Kosten für die Nabucco-Pipeline könnte man rund 4.000 große Windräder
errichten, so Greenpeace. Für die Energiesprecherin der Grünen, Christiane
Brunner, verschieben sich durch Nabucco die Abhängigkeiten "nur hin zu
anderen Ländern".
Das Nabucco-Gaspipeline-Projekt mit geschätzten Kosten von fast 8 Mrd. Euro hat zum Ziel, Gas aus dem kaspischen Raum über die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis nach Österreich zu transportieren. Der Baubeginn für die 3.300 km lange Rohrleitung wird für 2011 anvisiert, die ersten Lieferungen mit einer Anfangskapazität von 8 bis 10 Mrd. m3 werden für 2014 erwartet.
Nabucco könnte ab 2020 bis zu 31 Mrd. m3 Gas pro Jahr aus Zentralasien und dem Nahen Osten - möglicherweise auch aus dem Iran - nach Europa bringen und dadurch die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen reduzieren. Einige Branchenexperten schätzen die Baukosten von Nabucco auf bis zu 10 Mrd. Euro.
OMV führend
Angeführt wird das Nabucco-Konsortium von der
österreichischen OMV-Gruppe. Beteiligt sind an dem Projekt auch die deutsche
RWE, die ungarische MOL, die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding
sowie die rumänische Transgaz. Bei der Budapester Konferenz hat laut
ungarischen Regierungsangaben auch der polnische Gasversorger PGNiG
Interesse an der Teilnahme am Projekt bekundet.