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Nationalbank stieß auf Meinl-Karibik-Achse

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Die Wertpapier-Rückkäufe von Meinl European Land sollen über eine zwischengeschaltete Gesellschaft auf Curacao abgewickelt worden sein.

Die Affäre um die umstrittenen Wertpapier-Rückkäufe bei der börsenotierten Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) bekommt nun offenbar eine Karibik-Dimension, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sei im Zuge der Sonderprüfung der Meinl-Bank-Bücher auf Wertpapiertransaktionen zwischen der Meinl Bank, der MEL und einem auf den Niederländischen Antillen domizilierten Firmengeflecht um eine Somal N.V. mit Sitz auf der Insel Curacao gestoßen.

"MEL-Titel vorübergehend bei Somal eingelagert"
Somal stehe im Einflussbereich der Familie Meinl und habe mit Meinl European Land formell nichts zu tun. Dessen ungeachtet sollen die Wertpapierrückkäufe auf Rechnung von MEL zunächst über Somal abgewickelt worden sein. Ein früherer Meinl-Manager, der nicht namentlich genannt werden will: "Ich kann bestätigen, dass MEL-Titel jedenfalls vorübergehend bei Somal eingelagert waren." MEL und Meinl Bank wollten die Rolle von Somal gegenüber dem Nachrichtenmagazin nicht kommentieren. In einer schriftlichen Stellungnahme wird festgehalten: "Von der Meinl Bank AG, deren Beteiligungsunternehmen oder von Fonds der Meinl Bank hat die Gesellschaft (Meinl European Land, Anm.) kein einziges Zertifikat erworben."

Zahlungsflüsse zwischen Wien, Karibik und Jersey
Den Analysten der Nationalbank ist es offenbar gelungen, Zahlungsflüsse und Wertpapiergeschäfte zwischen der Karibik, Wien und Jersey, Sitz von Meinl European Land, nachzuzeichnen. Im Zentrum stehe ein undurchsichtiges Firmengeflecht um die Somal N.V. mit Sitz auf der niederländischen Antilleninsel Curacao. Das Konstrukt stehe im direkten Einflussbereich der Familie Meinl und werde vom gebürtigen Niederländer Karel Römer vertreten. Der wiederum sei einer der engsten Vertrauten von Julius Meinl V. und sitze für ihn unter anderem im Management der drei börsennotierten Gesellschaften Meinl European Land (MEL), Meinl Airports International und Meinl International Power (MIP).

Rückkäufe nicht von langer Hand geplant?
"Wenn die Erkenntnisse der Oesterreichischen Nationalbank stimmen, dann waren die umstrittenen Wertpapierrückkäufe zwischen April und August des Vorjahrs möglicherweise keine von langer Hand geplante Aktion, sondern vielmehr der Versuch, eine fehlgeschlagene Spekulation auf Kursgewinne vor den Augen der Öffentlichkeit zu camouflieren", heißt es im Nachrichtenmagazin. Die Gesellschaft auf Curacao stehe formell in keinerlei Verbindung zu Meinl European Land. "Wäre auch nur ein Cent des erhofften Spekulationsgewinns in der Karibik hängen geblieben, könnten findige Juristen daraus den Tatbestand der Untreue ableiten", so das "profil".

Meinls Vertrauensanwalt Christian Hausmaninger habe sich Anfang Juli 2007 schriftlich an die Finanzmarktaufsicht gewandt und im Namen seines Klienten "Rechtsauskünfte" zu einem allenfalls geplanten Aktienrückkauf eingeholt. Am 28. Juli hatte MEL die Öffentlichkeit erstmals informiert, dass im Rahmen einer für den 23. August angesetzten außerordentlichen Hauptversammlung der "umfangreiche" Rückkauf eigener Aktien beschlossen werden solle. Erst ab diesem Tag war also offiziell von einem Wertpapierrückkauf-Programm die Rede - annähernd vier Monate, nachdem die ersten MEL-Transaktionen angelaufen seien, schreibt das Magazin.

Insgesamt 88,8 Mio. Papiere erworben
Zu den 52,3 Millionen Papieren, die bis 30. Juni erworben worden seien, kamen bis einschließlich 29. August noch einmal 36,5 Millionen hinzu, insgesamt also 88,8 Millionen Stück. Unter dem Strich habe Meinl European Land 1,8 Milliarden Euro in den Ankauf eigener Zertifikate investiert. Heute sei das Paket gerade noch 741 Millionen Euro wert. Rechnerisch entspricht das einem Verlust von annähernd 1,1 Milliarden Euro.

Endbericht der Nationalbank mit Spannung erwartet
Die Recherchen der Nationalbank haben zunächst nur inoffiziellen Charakter. In den kommenden Wochen soll die erste Fassung eines Endberichts vorliegen, der zunächst der Meinl Bank zur Stellungnahme übermittelt wird. Im endgültigen Dossier werden auch die Standpunkte des Instituts eingearbeitet sein. Danach wird das Konvolut formell der Staatsanwaltschaft und der Finanzmarktaufsicht überreicht.

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