Geld

Neuer Preiskampf am deutschen Milchmarkt

Teilen

Nach wochenlangen Bauernprotesten zeichnet sich in Deutschland ein neuer Kampf um den billigsten Milchpreis ab.

Branchenprimus Aldi hat den Preis je Liter am Dienstag um 7 Cent erhöht. Prompt zogen auch der zur Tengelmann-Gruppe gehörende Diskonter Plus nach. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und Rewe senkten den erst zu Wochenbeginn um 10 Cent erhöhten Preis wieder um 3 Cent. Lidl bleibt vorerst bei der Anhebung um 10 Cent. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) warnt bereits vor einem neuen Milchboykott.

Aldi will Bauern mehr zahlen
Aldi kündigte an, den Molkereien im Einkauf dennoch 10 Cent pro Liter mehr zu zahlen. Einen Teil der Mehrkosten werde der Konzern damit selbst übernehmen, teilte Aldi in Zeitungsanzeigen mit. Die Preiserhöhung solle Molkereien in die Lage versetzen, den Milchbauern in Zukunft eine kostendeckende Produktion zu ermöglichen.

Keine neuen Preiserhöhungen
Zu den Preisen für die Molkereien sowie weitere Milchprodukte wollten sich Plus und Rewe hingegen nicht äußern. "Wir werden die Marktentwicklung weiter beobachten", sagte Rewe-Sprecher Martin Brüning. Der Diskonter Lidl, der in den vergangenen Woche mit Preiserhöhungen um 10 Cent für Milch und 20 Cent für Butter vorgeprescht war, wollte zu den neuesten Entwicklungen nicht Stellung nehmen. Vorerst werde man aber bei den bisherigen Preiserhöhungen bleiben, sagte eine Sprecherin.

"Kein Verständnis für Aldi-Spielchen"
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter drohte unterdessen mit neuen Streiks, sollte eine erneute Preisspirale nach unten einsetzen. "Wir haben überhaupt kein Verständnis, für die Spielchen, die Aldi da treibt", sagte BDM-Chef Romuald Schaber der AP. Die Bauern würden die Entwicklung genau beobachten, erklärte er. "Und eins ist klar: Wenn der Preis nach unten geht, werden wir das nicht kampflos hinnehmen."

Preise könnten laut Experten wieder sinken
Wirtschaftsexperten und Molkereien rechnen nach einem Medienbericht schon bald wieder mit sinkenden Milchpreisen im Einzelhandel. "Es ist zu erwarten, dass der Preis schnell wieder bröckelt", sagte der Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) laut "Bild.de". Der Milchpreis sei ein sogenannter Signalpreis, der Wettbewerb und damit der Preisdruck unter den Handelsketten sei besonders hoch.

"Hohe Milchpreise dauerhaft nicht möglich"
Auch der Vorstand des fünftgrößten deutschen Milchverarbeiters Ehrmann, Werner Hahn, erklärte, durch den Streik der Milchbauern sei derzeit "irre viel Milch da". Es gebe mindestens zwei Tageslieferungen mehr als sonst. Sollte das Milch-Angebot hoch bleiben, seien "höhere Milchpreise dauerhaft nicht möglich".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.