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OECD sieht Abflauen des Wachstums in Österreich

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Für 2007 kommt noch eine leichte Anhebung von 3,2 auf 3,3 Prozent. Für 2008 und 2009 wird ein BIP-Plus von 2,5 Prozent erwartet.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Wachstumsprognose für Österreich für 2008 - im Gegensatz zu den internationalen Erwartungen - nur leicht nach unten revidiert. Im kommenden Jahr dürfte sich die Konjunktur gegenüber heuer aber deutlich abschwächen.

Prognose für 2008: BIP-Plus von 2,5
In ihrem am Donnerstag veröffentlichten "World Economic Outlook" rechnet die Pariser Organisation nun für 2008 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,5 Prozent, in der Frühjahrsprognose im Mai waren 2,6 Prozent erwartet worden. Für 2009 wird ebenfalls mit einem BIP-Anstieg von 2,5 Prozent gerechnet.

Solides Wachstum trotz verhaltenem Konsum
Für 2007 geht die OECD trotz des verhaltenen privaten Konsums von einem soliden Wachstum aus - sie hat ihre BIP-Prognose am Donnerstag sogar leicht von 3,2 Prozent (Mai-Prognose) auf 3,3 Prozent nach oben revidiert.

Verlangsamung 2008 und 2009 im Vergleich zu 2007
Die jüngste Prognose für die beiden kommenden Jahre 2008 und 2009 bedeutet aber im Vergleich zu 2007 eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Österreich.

OECD fast deckungsgleich mit heimischen Prognosen
Die OECD liegt mit ihrem Wirtschaftsausblick genau im Durchschnitt der heimischen Wirtschaftsforscher. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ging in seiner September-Prognose für 2007 von einem Wachstum von 3,4 Prozent aus, das Institut für Höhere Studien (IHS) von 3,2 Prozent. Für 2008 erwartet das Wifo ein BIP-Plus von 2,4 Prozent, das IHS von 2,6 Prozent.

Verlangsamung der Auslandsnachfrage durch starken Euro
Das BIP werde sich 2008 und 2009 aufgrund einer Abschwächung der Nettoexporte und der Investitionen verlangsamen, schreibt die OECD. Ein schwächeres Wachstum im Euroraum und in den USA sowie der starke Euro werden sich 2008 negativ auf die Exporte auswirken. Diese Verlangsamung der Auslandsnachfrage dürfte unter anderem zu einer Dämpfung des Wachstums der privaten Investitionstätigkeit vor allem im Jahr 2008 führen, die jedoch durch einen leichten Anstieg des Binnenkonsums ausgeglichen werde.

Konjunkturabkühlung bei Handelspartnern
Die Risiken einer negativeren Wachstumsentwicklung ergeben sich laut OECD hauptsächlich aus einer über den Erwartungen starken Konjunkturabkühlung in Österreichs wichtigsten Handelspartnerländern. Aufwärtspotenzial würde sich hingegen vor allem bei einer unerwartet starken Erholung der Konsumausgaben der privaten Haushalte ergeben.

Bis zu 2,4 Prozent Inflation
Die Inflation (HVPI) werde infolge der steigenden Öl- und Nahrungsmittelpreise wahrscheinlich 2008 vorübergehend auf 2,4 Prozent ansteigen, nach 2,1 Prozent 2007. Für 2009 erwartet die OECD wieder einen Rückgang der Teuerung auf 2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit soll im nächsten Jahr stabil bei 5,3 Prozent bleiben, bevor sie 2009 auf 5,5 Prozent zunehmen dürfte.

Defizitziel von unter 1 Prozent realistisch
Der österreichischen Regierung rät die OECD, an ihrem umfangreichen Budgetkonsolidierungsplan festzuhalten und dem Druck zur Wiederausgabe konjunkturbedingter Steuermehreinnahmen zu widerstehen. Vor allem in der ersten Jahreshälfte hätte die Ausgabendisziplin den Haushaltssaldo verbessert. Das Defizitziel von 0,9 Prozent des BIP 2007 für den Sektor Staat dürfte erreichbar sein, so die OECD.

Lohnsteigerung im Einklang mit Produktivitätszuwachs
Der Beitrag der aus den neuen EU-Mitgliedstaaten zugewanderten Arbeitskräfte, die die Nachfrage am Arbeitsmarkt bedienen und mit dafür sorgen, dass die Lohnsteigerungen in Einklang mit dem Produktivitätszuwachs bleiben, könnte durch die Aufhebung von Vertragsbeschränkungen für diese Arbeitnehmer effektiver gestaltet werden, so die OECD weiter.

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Die Notenbanken in den USA, Japan und der Euro-Zone sollten nach Ansicht der OECD vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vorerst nicht an den Zinsschrauben drehen.

In den USA scheine die derzeitige - immer noch leicht konjunkturstimulierende - Geldpolitik angemessen. "Allerdings sollten die Leitzinsen auf ein neutrales Niveau zurückgeführt werden, sobald sich das Wachstum wieder erholt."

Verlangsamtes US-Wachstum wegen Immo-Krise
Die US-Notenbank hatte den Zinssatz für die Versorgung der US-Finanzwirtschaft mit frischem Zentralbankgeld zuletzt wegen der Finanzkrise zweimal auf jetzt 4,5 Prozent gesenkt. Zwar werde sich das Wachstum in den USA wegen der vom US-Immobilienmarkt ausgehenden Krise stark verlangsamen und vorerst niedrig bleiben, allerdings dürfte die Produktion in der weltgrößten Volkswirtschaft nach Einschätzung der OECD kaum unter ihre geschätzte Potenzialrate sinken.

EZB soll auf weitere Zinsschritte verzichten
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Meinung der OECD-Experten vorerst auf weitere Zinsschritte verzichten und ihre seit Mitte des Jahres gefahrene Politik der ruhigen Hand bei einem Zinssatz von 4 Prozent fortsetzen. Die jüngste Zunahme der Teuerung in der Euro-Zone auf rund drei Prozent hat aus Sicht der OECD noch nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale geführt. "Ferner resultierten die Wechselkursaufwertung (des Euro) und die strikteren Kreditstandards in einer effektiven Straffung der Finanzierungsbedingungen." Daher dürfte sich das Wachstum in Europa verlangsamen, was aber im Gegenzug den Inflationsdruck begrenze. "Vor diesem Hintergrund können die Leitzinsen auf ihrem derzeitigen Niveau belassen werden, ohne dass dadurch die Preisstabilität gefährdet würde", heißt es in dem OECD-Gutachten. Der EZB-Rat entscheidet am Donnerstag über den Leitzins in der Euro-Zone.

Japan muss Deflation überwinden
Völlig anders stellt sich laut OECD die Situation in Japan, der wichtigsten Volkswirtschaft Asiens, dar. Für die Bank of Japan bestehe nach wie vor die oberste Priorität darin, die Phase sinkender Preise, also Deflation, der vergangenen Jahre auf Dauer zu überwinden. "Daher sollte die japanische Zentralbank den kurzfristigen Leitzins erst dann weiter anheben, wenn sich die Inflation eindeutig im positiven Bereich bewegt und das Risiko einer neuerlichen Deflation unerheblich wird."

OECD rät England zur Zinssenkung.
Der britischen Notenbank legt das OECD-Gutachten mit Blick auf absehbar deutlich sinkende Wachstumsraten eine sukzessive Lockerung der Geldpolitik nahe. "Da von einer Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit in naher Zukunft ausgegangen wird, dürfte eine Reihe von Zinssenkungsschritten immer noch mit dem Ziel der Preisstabilität vereinbar sein", schreiben die OECD-Volkswirte. Die Bank of England entscheidet ebenso wie die EZB am Donnerstag über das Zinsniveau.

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