Eine tele.ring-Kundenwerbung bei One-Nutzern beschäftigt nun das Handelsgericht. One spricht von einer "beispiellosen Kundenbelästigung".
Der harte Konkurrenzkampf im Mobilfunk ist um eine Facette reicher: Der drittgrößte Anbieter One hat den zweitgrößten, T-Mobile Austria, wegen angeblicher Verletzung des Datenschutzes geklagt. Auslöser war eine Werbeaktion der T-Mobile-Tochter tele.ring, bei der bestehende Kunden von One mittels persönlich adressierter Folder zum Wechseln des Anbieters geködert werden sollten. Was wiederum zu erbosten Reaktionen von One-Kunden führte, die wissen wollten, wie ihre Kundendaten an Dritte gelangen konnten.
Unterlassungsklage
"Ich frage mich, wie T-Mobile/tele.ring guten
Gewissens mit Daten unserer Kunden hantieren kann. Wir haben unsere
Kundendaten natürlich nicht weitergegeben. Keiner unserer Kunden hat in
seinem Vertrag jemals zugestimmt, dass T-Mobile/tele.ring ihn mit Werbung
belästigen darf", sagte One-Chef Michael Krammer. Als Folge hat One heute
beim Handelsgericht Wien eine Klage auf Unterlassung mit Antrag auf Erlass
einer Einstweiligen Verfügung eingeleitet. Weiters prüft Krammer eine
Sachverhaltsdarstellung an die Datenschutzkommission.
"Mitleid mit Marktbegleiter"
"Wir haben zwar Mitleid
mit einem Marktbegleiter, der gezwungen ist zu solchen Praktiken zu greifen.
Gleichzeitig müssen wir aber unsere Kunden vor dem Missbrauch ihrer Daten
und vor unerwünschten Keilermethoden schützen. Das ist ein klarer Verstoß
gegen das Wettbewerbsgesetz. Wir sehen uns daher gezwungen, im Sinn und zum
Schutz unserer Kunden ein solches unlauteres Verhalten zu unterbinden", so
Krammer, der einst die Marke tele.ring groß machte. Unter seine Zeit als
tele.ring-Geschäftsführer fiel die "Weg mit dem Speck"-Kampagne.
Daten legal erworben
Bei T-Mobile Austria kann man die Aufregung
nicht verstehen. "Wir haben keine One-Daten gekauft", hieß es auf Anfrage
aus der Rechtsabteilung. Vielmehr habe man bei einem Adressanbieter "Daten
mit gewissen Eigenschaften" erworben. Diese bezogen sich auf Personen, die
eine One-Nummer hatten. Wie der Adressanbieter dazu gekommen ist, blieb
offen. Bei T-Mobile verwies man darauf, dass Internetnutzer bei
Preisausschreiben und ähnlichem ihre Daten Dritten zur Verfügung stellen
würden, und dieses Datenmaterial werde nun einmal von Adressanbietern
genutzt. One habe die Daten jedenfalls nicht weitergegeben, bemühte man sich
bei T-Mobile um Entschärfung des Konfliktes.
"Spitzelaffäre"
Das will Krammer nicht gelten
lassen: "In Deutschland hat es Konzernchef Rene Obermann wenigstens
geschafft, sich für die Spitzelaffäre zu entschuldigen. Bei der T-Mobile
Österreich dürfte das Unrechtsbewusstsein noch nicht so stark ausgeprägt
sein." T-Mobile Austria ist eine Tochter der Deutschen Telekom. Krammer
mutmaßt, dass die Werbeaktion in direktem Zusammenhang mit angeblich
schlecht gehenden Geschäften stehe. "Wenn ich mit solchen Quartalszahlen
kämpfen müsste, wie sie T-Mobile vorgelegt hat, bekäme ich es auch mit der
Angst zu tun. Gott sei Dank sind unsere Gewinne dank unserer weit höheren
Effizienz im Steigen", ätzte der One-Boss. Gleichzeitig blickte er auch auf
seine Zeit als tele.ring-Chef zurück: "Ich bedaure es vor allem für die
tele.ring-Mitarbeiter, dass sie durch solche Methoden öffentlich derartig in
Misskredit gebracht werden. Viele von ihnen kenne ich ja noch persönlich."