Reinhard Siekaczek gab zu, mehrere Millionen Euro über schwarze Kassen als Schmiergelder verwendet zu haben.
Im ersten Strafprozess um den Schmiergeldskandal bei Siemens hat Reinhard Siekaczek ein Geständnis abgelegt. "Grundsätzlich" stimmen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen ihn, sagte der wegen Untreue in 58 Fällen angeklagte Ex-Manager am Montag zu Prozessbeginn vor dem Landgericht München I. Demnach hatte er in Absprache mit dem Bereichsvorstand ein System aufgebaut, über das gut 53 Mio. Euro aus dem Elektronikkonzern abgezwackt wurden, um Schmiergeld zahlen zu können.
Früher noch viel mehr Schmiergeld
Siekaczek gab an, zusammen
mit dem Ex-Finanzvorstand der Sparte Telekommunikation, Michael
Kutschenreuter, die Reserven für Schmiergeldzahlungen in der Siemens-Sparte
deutlich reduziert zu haben. Die 53 Mio. Euro seien innerhalb von drei
Jahren geflossen. Bevor 1998 die Zahlung von Schmiergeld durch eine
Gesetzesänderung strafbar wurde, seien sogar hundert Millionen Euro und mehr
pro Jahr auf diskrete Konten geflossen. Mit Kutschenreuter habe er im Jahr
2002 ausgemacht, das System zu reduzieren und irgendwann einzustellen.
Firmeninternes Netzwerk
Laut Anklage soll Siekaczek das
bestehende Schmiergeldsystem Ende der 1990er Jahre übernommen und zusammen
mit einigen Kollegen und unter Wissen seines Chefs weiterentwickelt haben.
Nachdem der Konzern 1998, als die Bestechung im Ausland strafbar wurde,
seine Manager per Unterschrift zur Einhaltung der Gesetze verpflichtete,
hatten der Beschuldigte und seine Komplizen das System stärker verschleiert.
Drei Kollegen hätten im Rechnungswesen und in der Revision dafür gesorgt,
dass Scheinrechnungen, Überweisungen und Bargeldzahlungen nicht aufflogen.
Geflecht von Scheinfirmen
Der Angeklagte soll ein Geflecht von
Tarnfirmen im Mittleren Osten, den Kanalinseln und der Karibik aufgezogen
haben. Über schwarze Kassen und Scheinberaterverträge sind Millionenbeträge
für Telekommunikationsprojekte in Ägypten, Saudi-Arabien, Indonesien,
Vietnam und bei den Olympischen Spielen in Athen geflossen.
In dem auf 15 Verhandlungstage angesetzten Prozess sollen neben zahlreichen Managern auch der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer und Finanzchef Joe Kaeser als Zeugen gehört werden.