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Rebellen sperrten trotz Verbots auf

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Wie angekündigt am Sonntag mehrere Händler im Wiener Zentrum ihre Läden. Die Wirtschaftskammer schickte die Polizei.

Es waren turbulente Szenen, die sich gestern in der Wiener Goldschmiedgasse abspielten: Kamerateams, Journalisten und vor allem erstaunte Kunden tummelten sich während der in Österreich heiligen Sonntagsruhe in fünf Wiener Innenstadtläden. Wie in der Vorwoche in ÖSTERREICH angekündigt, sperrten der Lederhändler Thomas Singer und der Boutiquenbetreiber Ernst Fischer ihre Läden auf und werden das auch an den übrigen Adventsonntagen tun. Zwischen 11.00 und 19.00 Uhr hatten die Läden ihre Rollbalken oben.

Mit Säureattentat gedroht
Thomas Singer hatte sein Taschen-Geschäft gerade geöffnet, als sein Handy klingelte: Ein Unbekannter drohte dem Geschäftsmann mit einem Säureanschlag. "Der Mann kündigte an, dass mir jemand ein Sackerl mit Buttersäure ins Geschäft werfen wird“, so Singer zu ÖSTERREICH. Singer zögerte keine Sekunde und alarmierte die Polizei. Diese verstärkte ihre Präsenz rund um die Geschäfte und leitete eine Fahndung nach dem Drohanrufer ein.

Kammer rief Polizei
In einem zweiten Fall kam die Polizei ungerufen. Um 12.00 Uhr betraten zwei Uniformierte das Geschäft von Ernst Fischer, um dessen Daten aufzunehmen, "Die Beamten haben uns gesagt, dass sie von der Wirtschaftskammer verständigt worden sind, weil gegen das Ladenöffnungszeitengesetz verstoßen wird“, erklärt Fischer.

Die Polizisten zogen wieder ab, die Kunden blieben. Der Ungehorsam der Sonntags-Rebellen zahlte sich aus. "So wie es aussieht, dürften wir einen Umsatz wie an einem normalen Wochentag gemacht haben", freut sich Fischer. Das liegt auch am großen Aufsehen, das ausgelöst wurde: "Mit dieser irrsinnigen medialen Resonanz haben wir wirklich nicht gerechnet." Im Windschatten der beiden wurden gestern auch andere Händler aktiv. Einige weitere Bekleidungsgeschäfte in der Wiener Innenstadt sperrten still und heimlich auch auf.

Die Kunden zeigten sich mit der Aktion zufrieden. "Ich finde die Aktion prima, unter der Woche sind viele Menschen sowieso zu beschäftigt, um einzukaufen", so eine Touristin aus Regensburg. Auch zahlreiche Italiener kamen.

Fischer und Singer sammeln jetzt Unterschriften, damit das Thema vom Parlament behandelt wird.

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