Über die Bunker in der Karibik, auf den Kanalinseln und in Liechtenstein sparen sich die Vermögenden jährlich 250 Mrd. Dollar an Abgaben.
In den weltweit 72 Steueroasen verschwinden jedes Jahr Milliarden Dollar, die sich die Staaten an Steuern entgehen lassen. Rund die Hälfte der Kreditvergabe internationaler Banken und ein Drittel der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) gehen steuerschonend über die diskreten Finanzzentren in der Karibik, auf den Kanalinseln - oder Mitteleuropa.
11,5 Billionen Dollar in Steueroasen
Die Reichen und Superreichen
haben Vermögen in Höhe von 11,5 Billionen (11.500 Milliarden) Dollar in den
Steueroasen gebunkert und entkommen damit pro Jahr der Zahlung von 250 Mrd.
Dollar an Abgaben. Mit diesen Zahlen wartete John Christensen von der Non
profit-Organisation Tax Justice Network International in London am
Dienstagabend in Alpbach auf. Der gelernte Entwicklungsökonom hat 14 Jahre
lang als Berater in Jersey gearbeitet.
Offshores immer beliebter
Laut Christensen werden die Steueroasen
bei den Firmen und den Superreichen ("Plutokratie") exponenziell populärer.
Als Beleg dafür führt er die offiziellen Bankeinlagen in Jersey an, die sich
in den letzten zehn Jahren auf etwa 200 Mrd. englische Pfund verdoppelt
haben.
Laxe Aufsicht vor Ort
Weil ein großer Teil der hoch
kreditfinanzierten Finanzvehikel (SPV) in den "secrecy juridictions" geparkt
seien, macht Christensen die laxe Aufsicht in den Offshore-Zentren für die
aktuelle Finanzkrise mitverantwortlich. Nach einer Modellrechnung wird von
einem Kilo mittelamerikanischer Bananen im Produzenten- und Importlandland
zusammen weniger als ein Prozent versteuert, mehr als 50 Prozent gehen an
der Steuer vorbei an Firmen in diversen Steueroasen.
"Satelliten" der Finanzzentren
"Steueroasen sind ein
zentraler Bestandteil der globalisierten Finanzmärkte", so Christensen. Die
Cayman Islands und Liechtenstein fungieren als "Satelliten von Finanzzentren
wie New York, London und Zürich." Das steuerschonende Treiben von Multis und
Superreichen ist seit 50 Jahren bekannt. Warum die Regulierungsbehörden der
Finanzzentren nicht einschreiten, erklärt Christensen nicht.