Geld

Reiche sollen mehr zahlen

Teilen

60 Mrd. Euro liegen in Privatstiftungen. Wirtschaftsforscher Schulmeister will auch dieses Vermögen besteuern.

Österreich sollte die Grundsteuer abschaffen und die Vermögenssteuer wieder einführen, meint der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister im ORF-Radio. Laut Schulmeister würde dies rund 4 Milliarden Euro bringen.

60 Mrd. in Stiftungen
Schulmeister möchte mit der Vermögenssteuer in Zukunft nicht nur Grundvermögen sondern auch das Finanzvermögen besteuern. Den Steuersatz will Schulmeister mit 0,5 Prozent festsetzen, pro Person soll ein Freibetrag von 100.000 Euro gelten. Der Experte will damit den Mittelstand weitgehend verschonen und zielt vor allem auf jene Spitzenverdiener ab, die ihr Geld bisher Steuer schonend in Privatstiftungen geparkt hat.

Derzeit liegen in 2.700 heimischen Privatstiftungen rund 60 Mrd. Euro Vermögen. Dass Privatstiftungen bei einem solchen Modell ihr Geld ins Ausland abziehen würden, glaubt Schulmeister nicht. Das sei zu teuer, weil dann auf einen Schlag das Vermögen einmalig mit 25 Prozent besteuert würde. "Da kommen Sie billiger weg, wenn Sie 0,5 Prozent zahlen pro Jahr", so der Experte.

Vermögenssteuer 1993 abgeschafft
Die Vermögenssteuer ist in Österreich 1993 abgeschafft worden und war eine Steuer auf das Gesamtvermögen, das zu einem bestimmten Stichtag vorhanden war.

Wifo gegen Vermögenssteuer
Schulmeister untersucht die Entwicklung der Finanzmärkte und des Welthandels am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Das Wifo hatte sich in seinem im Oktober präsentierten Weißbuch zuletzt gegen eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer ausgesprochen und will stattdessen die Grundsteuer drastisch erhöhen.

Auch das Wifo hat in seinem Weißbuch eingestanden, dass Vermögen seither in Österreich zu niedrig besteuert ist. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) schätzt den Anteil der vermögensbezogenen Steuern an den Gesamtabgaben in Österreich im Jahr 2005 auf 1,3 Prozent. Nur in Tschechien ist dieser Anteil laut Prognose mit 1,2 Prozent geringer. Im EU-Durchschnitt liegt der Anteil bei 5,2 Prozent, in Großbritannien sogar bei 11,9 Prozent.

Das Wifo-Weißbuch schlägt als Gegenmaßnahme eine Neugestaltung der Grundsteuer vor, die das jährliche Steueraufkommen um 1,7 Mrd. Euro erhöhen würde.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.