Geld

Sarkozy von EADS-Insiderhandel "nichts gewusst"

Teilen

Der französische Europa-Minister kritisiert die Rolle der CDC-Bank. Airbus-Chef Enders weist die Vorwürfe des Insiderhandels zurück.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat betont, nicht von dem vermuteten Insiderhandel beim Airbus-Mutterkonzern EADS gewusst zu haben. "Wenn die Fakten so stimmen, dann sind sie sehr schlimm", sagte der Sprecher des Elysee, David Martinon am Freitag in Paris. Die Regierung beobachte die Angelegenheit. "Wir hoffen, dass möglichst bald Klarheit geschaffen wird", fügte er hinzu.

Sarkozy mit Großaktionär von EADS befreundet
Sarkozy ist mit Arnauld Lagardere befreundet, dessen Lagardere-Gruppe zu den Großaktionären von EADS zählt. In der Zeit, in der EADS-Manager nach einem Verdacht der Pariser Börsenaufsicht AMF illegale Millionengeschäfte mit Aktien gemacht haben sollen, war Sarkozy Innenminister. Am Freitag sollte der frühere Wirtschaftsminister Thierry Breton zu Vorwürfen der Börsenaufsicht Stellung nehmen, er sei über den angeblichen Insiderhandel bei dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern informiert gewesen. Premierminister Francois Fillon hat unterdessen jede Verantwortung des Staates bestritten.

Europaminister kritisiert CDC
Der französische Europaminister Jean-Pierre Jouyet kritisierte am Freitag vor allem die Rolle des staatlichen Finanzinstituts Caisse des Depots (CDC) im Zusammenhang mit EADS-Anteilsverkäufen im vergangenen Jahr. CDC hätte nicht gebeten werden sollen, EADS-Aktien zu kaufen, als private Anteilseigner sich Anfang 2006 von ihren Papieren trennten, sagte Jouyet im Radiosender RTL. "Die damalige Rolle von CDC bleibt befremdlich für mich." Er verstehe nicht, warum das Finanzinstitut vor diesem Hintergrund Aktien gekauft habe, betonte der Politiker weiter. "Es war ein sehr schlechtes Geschäft für CDC."

Produktionsprobleme von Airbus führten zu EADS-Kursverlust
CDC hatte im April 2006 eingewilligt, EADS-Anteile zu kaufen als Anteilseigner Lagardere sich von Teilen über eine Anleihe trennte. Einige Wochen später wurden die massiven Produktionsprobleme bei der Flugzeugtochter Airbus bekannt, was wiederum zu einem deutlichen Kursverlust der EADS-Papiere führte. In einem in dieser Woche an die Presse gelangten Vorbericht verdächtigte die Börsenaufsicht Airbus-Chef Thomas Enders und 20 weitere Top-Manager des "massiven Insiderhandels". Sie sollen laut Presseberichten Aktien im Wissen um die Produktionsschwierigkeiten beim Großraumflugzeug A380 verkauft haben, bevor die Bekanntgabe der Lieferverzögerungen den Kurs im Juni 2006 abstürzen ließ.

Nächste Seite: Enders bestreitet Insiderhandel

Die Hauptbeschuldigten - Großaktionäre und Manager - haben ein Fehlverhalten stets bestritten. Enders wies in einem Brief an die französische Börsenaufsicht und seine Mitarbeiter den Vorwurf des Insiderhandels am Freitag neuerlich zurück. Als er im November 2005 zwei Aktienpakete des Airbus-Mutterkonzerns EADS verkaufte, hatte er "keinen Anlass anzunehmen, dass dies einmal als unkorrekt in Frage gestellt werden könnte", schrieb er.

Enders bestreitet Insiderhandel
"Um es klar zu sagen: Ich habe zu keiner Zeit Insiderhandel betrieben. Niemand erhebt gegen mich den Vorwurf des Insiderhandels, auch nicht die AMF", heißt es in Enders Brief an die Mitarbeiter. Allerdings kennt der Airbus-Chef den jüngsten Bericht der Börsenaufsicht nicht. "Die AMF hat sich bisher geweigert, uns eine Kopie zu geben. Ohne eine Kopie sind wir aber nicht in der Lage, uns in geeigneter Weise gegen Vorwürfe zu verteidigen", schrieb er.

In dem Brief an die Börsenaufsicht protestierte Enders gegen die Rufschädigung, die durch die Veröffentlichung des Ermittlungsstandes verursacht worden sei. Er werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um seinen Ruf und den seines Unternehmens zu schützen, drohte Enders. Die in den Medien verbreiteten Vorwürfe bezeichnete er als "nicht nur sehr ernst, sondern auch nicht gerechtfertigt."

EADS-Chef steht hinter seinem Management
EADS-Chef Louis Gallois stellte sich am Freitag hinter sein Top-Management. Trotz der "persönlichen Angriffe" würden die Mitglieder der Führungsmannschaft konzentriert weiterarbeiten. "Hiermit spreche ich ihnen mein Vertrauen aus", schrieb Gallois an seine Mitarbeiter, ohne Enders namentlich zu erwähnen. Er rief seine Kollegen auf, sich von der Krise nicht verunsichern zu lassen. Diese habe "überhaupt nichts mit den Grundlagen unseres Geschäftes zu tun."

Gerald Weber neuer Chef von Airbus Deutschland
Unterdessen bestätigte Airbus Berichte, wonach Gerald Weber in Kürze die Leitung der Geschäftsführung von Airbus Deutschland von Gerhard Puttfarcken übernimmt, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Der studierte Maschinenbauer gehört zum engeren Führungskreis von Enders. Er soll seinen Sitz in Toulouse haben, aber regelmäßig nach Hamburg und Deutschland kommen. "Wie oft er genau in Hamburg ist, wissen wir nicht. Aber eine enge Bindung an die Führungsspitze liegt auch im Interesse der deutschen Werke", sagte eine Airbus-Sprecherin in Hamburg.

Wann genau der Wechsel vollzogen werden soll, ist noch unklar. Puttfarcken ist seit 2003 Deutschlandchef des Flugzeugbauers und war im Zuge der Krise um das Riesenflugzeug A380 auch in die Kritik geraten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.